Rezension
Neuntes Album des grandiosen Schotten. Nach dem akustisch-reduzierten titellosen Vorgänger von 2015 diesmal wieder deutlich üppiger instrumentiert. Im Trio mit Alex Neilson und Stevie Jones, sowie einigen Gastmusikern und -sängerinnen, entfaltet Roberts wieder diesen typischen Flow aus milde modernisiertem musealem Brit-Folk. Vieles klingt wie steinalte Traditionals aus vergangenen Jahrhunderten, interpretiert mit den Mitteln des britischen Folkrock der späten 60er (Pentangle, Fairport Convention), oft sehr geschichtsbewusst, mit Geige, Flöte, Piano, lautmalerischem Trommeln, akustischen und auch etwas elektrischer Gitarre, teilweise E-Bass und einmal ist sogar ein (gut versteckter) Synthie zu hören. Getragen wird das Werk aber wieder von Alasdair Roberts einzigartigem Gesang: kristallklar und extrem prägnant, mit diesen typischen Schlenkern in den hohen Tönen, wo seine Stimme auf charakteristische Weise ein wenig wegbricht und gerade deshalb so ungeheuer menschlich klingt. Nein, so singt kein anderer Brit-Folkie, Roberts ist ein absolutes Unikum. Oft wird er ja als britisches Gegenstück zum Amerikaner Will Oldham gehandelt, mit dem er ja auch schon musiziert hat. Die gerne luftig-beschwingten Songs stammen diesmal wohl wieder aus eigener Feder, wobei der Unterschied zu echten Traditionals bei Roberts ohnehin kaum zu erkennen ist. Dieser elegante Mittelweg aus steinaltem und subtil modernisiertem Britfolk ist zusammen mit der charismatischen Performance das Erfolgsrezept des Schotten. Nicht dass sich die Alben groß voneinander unterscheiden, aber jedes neue Werk fasziniert mich wieder aufs Schönste. (Joe Whirlypop)
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