Various / Keep On Chooglin' - Vol. 28: Mud Island
Rezension
Inspiriert von Compilations wie Country Got Soul, Delta Swamp Rock oder Country Funk wird auf Keep On Chooglin' ein musikalischer Eintopf gekocht, der allerdings noch um einiges schmackhafter ist, als die eben erwähnten Sammlungen. Die Zutaten sind Cozmic Boogie, Deep Fried Gumbo Rock, Swamp Grooves, Country Soul, White Line Fever, Southern Funk, Greasy Blues und mehr. Zeitlich geht es hier um die Phase von zirka 1968-1974 (mit einigen Ausreissern nach oben, wenigen nach unten). Beim Wort Funk keine Angst haben, damals bedeutete das noch Groove und nicht „dicker Daumen“. Vorher hatte man das noch nicht drauf, danach geriet der Sound oft zu slick und poliert.
Mit oben genannten Compis gibt es nur minimalste Überschneidungen, dazu ist die Mischung aus alten Klassikern und echten Fundstücken kaum zu übertreffen. Tief haben wir gegraben und lange probiert, bis der korrekte Flow erreicht war. Muffige Tracks (Produktion oder mangelhafter Vinyl-Rip) haben wir mastern lassen.
Volume 28/Mud Island kommt wie alle als CD-R, hat 23 Tracks und ist mit knapp 80 Minuten prall gefüllt. Die CD kommt mit Covercard und Traycard in einer normalen Jewelbox. Das CD-Label ist bedruckt. Limitiert auf 50 Exemplare.Auch nach so langer Zeit finden sich noch jede Menge exzellenter Songs aus der (zirka) ersten 70er Hälfte. Von Vol. 28 bin ich so begeistert, das ich kurze Track-by-Track Notes geschrieben habe:Keep On Chooglin' Vol. 28/ Mud Island
1. John Randolph Marr - Sarah
Trüffelsuchern dürfte John Randolph Marr von der ersten Country Funk Compilation auf Light In The Attic in Erinnerung sein. Laut Discogs brachte er es nur auf ein Album, 1970 erschienen auf Seven Arts/Warner Brothers. Sarah ist von eben dem Album und gefällt mir gerade wegen der ausufernden Gitarre so gut, dass der Track hier den Opener spielen darf.
2. Teegarden And Van Winkle Midnight Rider
Eine feine Version des Allman Brothers Klassikers (gibt keine schlechten). Schon immer ein Favorit von mir. Vom 72er Westbound Album On Our Way.
3. Brewer & Shipley Sleeping On The Way
Das Duo aus Kansas City hatte ich Jahrzehnte lang ignoriert. Beim durchhören ihres Outputs musste ich aber feststellen, dass sich auf jeder Platte ein paar Kracher befinden. So wie auf Rural Space von 1972 (Kama Sutra). Da stimmt alles und die Gitarre liegt schön schräg drüber.
4. Bobbie Gentry Touch `Em With Love
Sehr relaxt Folk-Soul-Bluest sich Bobbie hier entlang und started das Swamp-Roots-Voodoo Segment dieses Volumens. Vom gleichnamigen 69er Album auf Capitol.5. Nancy Wilson Willie And Laura Mae Jones
Die Jazz Sängerin und Schauspielerin legt hier eine formidable Version des Tony Joe White Klassikers hin. Alles richtig gemacht. Vom Hurts So Bad Album von 1969 auf Capitol. Ich habe die deutsche Pressung auf Electrola.
6. Rita Coolidge Only You Know And I Know
Der vorhin erwähnte John Randolph Marr überraschte mit seiner Version dieses Songs auf Country Funk 1. Am bekanntesten ist der Dave Mason Tune wohl von Delaney & Bonnie. Dieser hier erschien auf Rita's 71er Album Nice Feelin' auf A&M. Dieser Rip ist von einer 7“ B-Seite.
7. Bobby Lance Shake Down Blues
„The focus is on a thick, heady combo of Blues, Soul and Rock...“ schreibt der Allmusic Guide zu First Peace, dem 71er Cotillion Album des Southern Rockers. Zwei Platten schaffte er in seinem Leben. Beide gut.
8. Buzz Clifford Hawk Frog
Absolut perfekter Voodoo Swamp von Mr. Clifford. Ein gewisser Gray Fox war mit einer Version auf Country Funk 1 vertreten. Diese ist besser. Vom 69er See Your Way Clear Album, damals auf Dot Records.
9. Dobie Gray Mississippi Rolling Stone
Anfang der 70er wurde der Soulist ziemlich rootsy (Fiddle!), wie sich auf diesem Track nachverfolgen lässt. Original erschienen 1973 auf dem Loving Arms Album auf MCA.
10. Joe Dassin Polk Salad Annie
1979 erschien das Abum Blue Country des französischen Superstars. Unter den 10 Songs befanden sich satte 7 Tony Joe White Coverversionen, viele in französischer Sprache gesungen, Polk Salad Annie nicht. Tony Joe steuerte Gitarre und Harmonica bei, Duck Dunn saß am Bass und Fred Tackett spielte Guitare electrique.
11. Mac Davis Yesterday And You
Ein schön fleischiges Stück des Pop-Country Sängers aus Texas, das wunderbar in dieses Segment passt. Vom 71er Album I Believe In Music (Columbia).
12. Johnny K. Wiley Mud Island
Der Song erschien zuerst auf dem 70er Album der Band Gator Creek, wurde später in der Version von Rita Coolidge bekannter. Durch google bin ich auf diese 7“ gestoßen, die es wohl nur als Radio Promo Copy gibt. Ein Album dazu gibt es nicht. Im Gegensatz zu Rita zieht Johnny das Tempo an und liefert hier einen absoluten Country-Swamp-Funk Klassiker der super raren Sorte.
13. Tony Joe White Voodoo Village
Mit dem Homo Swampus schließen wir den Ausflug in die Sümpfe ab. Zu finden auf Tony Joe White 1971 auf Warner Brothers.
14. Cooder Browne The Place I Love Best (Texas)
Nur ein Album brachte das Quartett aus Austin zustande, aber für diesen einfach grandiosen Song hat sich das schon gelohnt. 1979 auf Lone Star erschienen.
15. Johnny Winter Feedback On Highway 101
Viereinhalb Minuten allerfeinst groovender Funk Blues vom Lieblings Texaner. Original erschienen auf dem 74er Album Saints & Sinners (CBS). Eigentlich komponiert von Van Morrison, der den Song zwar aufnahm, aber nie auf einem regulären Album veröffentlichte.
16. The Guess Who Guns, Guns, Guns
Wenn das kein Ohrwurm ist, dann weiß ich es nicht. Vom 72er Rockin' Album (RCA), das ich vor Jahrzehnten mal hatte, aber der Tune ist mir damals nicht aufgefallen. Wie eine handvoll Tracks hier wiederentdeckt durch die Whiskey Preachin Radioshow.
17. Molly Hatchet The Price You Pay
Ein echter Southern Rock Kracher vom 78er Debüt der Band aus Jacksonville, Florida. Könnte so auch irgendwo auf den ersten fünf Skynyrd Alben versteckt sein. 18. Wet Willie Dirty Leg
Funky Southern Rock, angeführt von der kräftigen Soulstimme Jimmy Hall's. Vom 71er Debüt auf Capricorn Records.
19. Stillwater Mindbender
Der Klassiker der Band auf Georgia. Vom Stillwater Debut, 1977 auf Capricorn erschienen. Die zweite Southern Rock Welle.
20. Allman Brothers Band The Things I Used To Do
Die beiden End-70er/Früh-80er Alben der Band auf Arista gelten gemeinhin als der künstlerische Tiefpunkt der Band. Auf Brothers Of The Road finden sich zumindest zwei Songs, die mir gefallen, wie dieser hier. Schöne Gitarrenarbeit des Duos Dickey Betts und Dangerous Dan Toler.
21. Charlie Daniels Band Funky Junky
Killertrack vom 75er Nightrider Album (Kama Sutra). Keine Fiddle, sondern Gitarren satt. Kein lässiger Südstaaten Groove, sondern fettes Tempo.
22. Travis Wammack Looking For A Fox
Der Clarence Carter Kracher in der Version des Meistergitarristen aus Memphis. Vom 1975er Not For Sale Album auf Capricorn Records. Ein absolutes Meisterwerk, Inselplatte usw. Mein Tipp: Whenever you see that record, grab it.
23. Marc Benno Hotfoot Blues
Ebenfalls erstmals in der Whiskey Preachin Radioshow gehört. Der Texaner (später L.A.) legte 1979 dieses Album (Lost In Austin auf A&M) vor, welches aber entgegen dem Titel von Glyn Johns in London aufgenommen wurde. Carl Radle am Bass, Jim Keltner hinter den Drums und an der Gitarre neben Benno selbst die Herren Albert Lee und Eric Clapton. Formidabel.
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