Can - Live In Stuttgart 1975 (Orange Vinyl)
Rezension
Laut Vertrieb/label erst wieder Okt/Nov. 2021 lieferbar!!! Orangene 3LP im Triple Gatefold Sleeve mit 4-seitigem Booklet und ausführlichen Linernotes
Spoon Records startet im Mai 29021 mit einer Reihe von Can Live Alben: Can Live in Stuttgart 1975 - ist nun das Erste.
Selbst wenn man glaubt Can zu kennen, inklusive aller Alben und den legendären Lost Tapes, gibt es hier immer noch vieles zu entdecken das einen überrascht. Diese Musik ist nie zweimal derselbe Fluss.
Das neue Album in fünf Teilen, Can Live in Stuttgart 1975 dokumentiert einen wichtigen und beeindruckenden Teil der Can-Geschichte. Da in den 70gern technische Pannen immer wieder die geplannten Live-Aufnahmen sabotierten, fehlten diese im Spoon Katalog. Nun wurden die besten Bootleg-Aufnahmen genommen und unter der Leitung von Gründungsmitglied Irmin Schmidt und CAN Produzent/Toningenieur René Tinner durch die Mühlen der Technologie des 21. Jahrhunderts geschickt, um diese wichtigen historischen Dokumente in der bestmöglichen Qualität zu präsentieren. Gegründet 1967 und aufgelöst etwas über ein Jahrzehnt später, hat Can's beispiellose und kühne Verbindung von hypnotischen Grooves und avantgardistischen instrumentalen Texturen sie zu einer der wichtigsten und innovativsten Bands aller Zeiten gemacht. Die neue LIVE Serie offenbart eine völlig neue Perspektive auf die Band. Man kann vertraute Themen, Riffs und Motive hören, die auftauchen und durch die Jams surfen, aber es sind oft nur flüchtig wiedererkannte Gesichter in einer wirbelnden Menge. Man kann aber auch viel Musik entdecken, die es nie in den offiziellen Albumkanon geschafft hat. Die Aufnahmen gehen in extremere Bereiche als Can's Studioarbeit: von sanftem, ambientem Drift-Rock bis hin zu den berühmt berüchtigten "Godzilla"-Momenten. Und selbst wenn sich die Band Mitglieder von Minute zu Minute anpassen und dem Rhythmus hinterherjagen, kann man die außergewöhnliche musikalische Telepathie hören, die sie alle teilten.
So klingt das für unseren Rezensenten:
Wir sind ja von ihnen nicht gerade verwöhnt worden in punkto Live-Alben, umso willkommener dieses „neue“ (offiziell via Spoon Rec. erschienene) 90-minütige unveröffentlichte ´75er Konzert. Okay, die Post-Damo-Zeit, also ohne Gesang, trotzdem. 5 unbetitelte lange Improvisationen zwischen 9 und 36 (!) Minuten, mit (nicht immer sofort erkennbaren) punktuellen Zitaten diverser ihrer älteren Stücke (und 1,2 zukünftiger) gespickt, allerdings niemals über längere Zeit. Natürlich reichlich ihrer Trademark-Motorik, die sich manchmal aus (insgesamt ziemlich wenigen, und kürzeren) eher ruhig fließenden bis beinahe meditativ wirkenden Phasen entwickelt, in jedem Track gibt es Verdichtungen/Steigerungen/Beschleunigungen, mittendrin oder zum Ende hin (ab und zu frei ausfransend oder regelrecht euphorisierend), teils ein wiederholtes Rauf und Runter (z.B. im über längere Zeit großartigen 36-Minüter, schon wegen des dauernd wiederholten Motivs). Hier und da „verdaddeln“ sie sich ein wenig (die Gitarre v.a., die andererseits viele glänzende Soli beisteuert), mal kurzzeitig den Groove brechend. Typische Jam-Musik halt, funky Momente, rasend schnelle und spacige, gar ein Hauch Westcoast/Grateful Dead-Flair, oder weit abseits ihrer typischen Rhythmik. Super Orgel übrigens. Ich liebe Can (zumindest die Zeit bis 1975/76), auch das hier besitzt viele partiell zudem längere wundervolle Passagen (und der superbe kürzeste Track, unter Spannung und sehr intensiv, bietet sogar eine teilweise Tendenz zum Neuland), aber so essentiell wie die meisten früheren Alben ist´s dennoch nicht. Ausgesprochen lohnend aber auf alle Fälle! (detlev von duhn)
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