Tinariwen - Imidiwan: Companions (remastered, 180gr)
Rezension
Erstmalige Vinyl-Wiederveröffentlichung auf 180g-Vinyl des 2009 erschienenen Albums »Imidiwan: Companions« der gefeierten Tuareg-Gruppe Tinariwen aus der Sahara.
Im Hause Glitter gibt es mit den Herren DvD, HtH und QK ja eine verschworene Anhängerschaft von afrikanischer Musik, und so langsam haben mich die mich auch auf ihre Seite gezogen. Denn dieses vierte Album der wohl bekanntesten Tuareg-Band ist schlicht grandios. Tinariwen besteht seit über dreißig Jahren, entstanden als eher loses Kollektiv in der Wüste zwischen Mali und Algerien, das erste Album der Wüstensöhne wurde allerdings erst 2001 verwirklicht, war dann aber der Beginn einer echten Erfolgsgeschichte. Das Geheimnis des Tinariwen-Sounds ist seine Verwurzelung sowohl in der (politisch unterdrückten) Tuareg-Kultur als auch in westlichem Rock. Dominantes Stilmittel sind akustische und elektrische Gitarren – nicht im luftigen Highlife-Stil gespielt, sondern dunkel, schleppend und repetitiv, im Sound ganz eindeutig von John Lee Hooker beeinflusst. Und im Vergleich zu den anderen großartigen afrikanischen Bluesgitarristen klingen Tinariwen dreckig und psychedelisch, denn letztlich machen sie mit dem afrikanischen Blues etwas ganz ähnliches, was die Black Keys mit dem Delta-Blues gemacht haben. Die Songs selbst sind allerdings oft folkloristisch und traditionell aufgebaut, mit vielstimmigem Chor und treibend-hypnotischer Percussion – jedoch nie schneller als Midtempo. Roher Down-to-Earth-Psychedelic-Afro-Blues – ein umwerfendes Stil-Hybrid. (Joe Whirlypop)
Grandios! Klingt ähnlich wie zuvor, rauhe angerockte und unaufhaltsam rollende Sahara, aber in Details anders: Mehr melodisch herausstechende, ausgefeilte bzw. variablere Stücke. Kraftvollerer Sound, noch einmal (z.T. wesentlich) verdichtet. Neben dem Gesang und den permanenten Chorstimmen dominieren immer (mindestens!) 2 E-Gitarren, manchmal eine ganze Gitarrenphalanx („Riffs that sound like a dream come true“, D.Fricke, Rolling Stone), perfekt verzahnt ineinandergreifend, aus der sich mehrfach auch kurze rockig-bluesige Licks außerhalb der nordafrik. Harmonik erheben (richtige längere Soli gibt es nicht, und das ist gut so – konzentrierter, fokussierter denn je). Der Bass ist z.T. schwer, andeutungsweise wirkt das fast heavy. Im Background mehrfach klasse Triller-Vocals. Ausgerechnet der (diesmal nur eine) akustische Song erinnert mich entfernt an Led Zep. Anders ist auch Assuf Ag Assuf, dunkel-atmosphärisch, ausnahmsweise verwehte (z.T. bluesnahe) Gitarren: Einer von mehreren faszinierenden „Slow Trance“-Songs (die sie früher selten spielten). Schnelle Tracks fehlen diesmal ganz, ansonsten prägt jetzt ein noch wirkungsvollerer, teils einfach unwiderstehlicher partiell hypnotischer Mid-tempo-Groove eigener Art. Besser denn je, großartig, ein Monatsfavorit! Inhalt der DVD: Unbekannt. (erscheint am 14.8.) (dvd)
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