Walkabouts - Nighttown (DeLuxe Edition)
Rezension
Aus unserer Adventskalenderaktion: Jede Walkabouts-CD 6,75€ (oder sogar:) "Kauf 2, bekomme 3!"
In über dreißig Jahren Bandgeschichte haben die Walkabouts aus Seattle uns als Label geprägt, aber auch darüber hinaus begeistert. Sei es mit dem Alt. Country Meisterwerk „Satisfied Mind“, dem elegischen „Trail of Stars“ oder dem wütenden „Acetylene“, alles was Chris Eckman, Carla Torgerson und Co angefasst haben, war und ist- große Klasse. Jetzt gibt es alle (!) CDs für 6,75€ und wer zwei kauft, bekommt eine dritte Walkabouts CD unserer Wahl für umme dazu!
Deluxe Reissue des lang vergriffenen 1997er Klassikers inkl. Bonus CD mit fünf unveröffentlichten Tracks. Kommt im Multi-fold Digipak mit erweitertem Artwork und 16-seitigem Booklet. Die Doppel-LP kommt in audiophilem 180 Gramm Vinyl im Gatefold-Cover plus beiden CDs!
Seit 30 Jahren arbeiten sich The Walkabouts an einem Thema ab, das gleichermaßen Geburtsstätte wie übergeordneter Gegenstand des Rock’n’Roll ist und zu dessen Legendenbildung sie in derselben Weise beitragen wie sie sie hinterfragen: Amerika, als mythischer Ort mit all den Sehnsüchten, die auf ihn projiziert und all den Hoffnungen, die an ihn geknüpft werden, aber auch mit seinen Widersprüchen und Ungereimtheiten.
The Walkabouts wurden 1984 von Sänger und Songwriter Chris Eckman und der Sängerin Carla Torgerson in Seattle gegründet. Als einzige Genre-fremde Band veröffentlichten sie ab 1989 ihre Alben auf dem SubPop-Label, das damals mit Nirvana, Soundgarden und Mudhoney im Zentrum der Grunge-Euphorie stand. Ironie der Musikgeschichte: Während der Grunge lediglich ein musikalisches Strohfeuer gewesen ist, wurde die Musik der Walkabouts – Folk, Americana und Country, unter Kenntnis von Punk und seiner Folgen gespielt – zu einer der maßgeblichen und beständigen Musikrichtungen in den folgenden Jahrzehnten. 1992 trennten sich The Walkabouts von SubPop und wurden von SubPop Europe unter Vertrag genommen, das damals von Glitterhouse Records in Beverungen repräsentiert wurde. Nach einem Intermezzo beim Major-Label Virgin Records mit den Alben „Devil’s Road“ (1996) und „Nighttown“ (1997) kehrten The Walkabouts 1999 zu Glitterhouse zurück, wo sie seither die Mehrzahl ihrer Alben und die ihrer zahlreichen Neben- und Seitenprojekte veröffentlichen. Es war eine Art Konzeptalbum über die Stadt bei Nacht: „Nighttown“. Die nächtliche Stadt dient hier, ähnlich wie das übergeordnete Walkabouts-Thema „Amerika“, als Metapher, als ein surrealer Sehnsuchtsort voller Möglichkeiten und Erwartungen. Gesteigerte Erwartungen hatte auch das Label an dieses Album, das zweite und letzte, das The Walkabouts für Virgin eingespielt haben. Seine Entstehungsgeschichte nährt das Vorurteil vom Major-Label als – nennen wir es – ungünstiger Einflussnehmer auf künstlerische Entscheidungen. „Devil’s Road“, ein Jahr zuvor veröffentlicht, war nach Major-Maßstäben kein Hit. Es erfüllte aber die Erwartungen des Labels an eine kleine Band wie The Walkabouts. „Wir bekamen großen Druck von Virgin“, erinnert sich Chris Eckman. „Sie meinten: Wir haben die Chance euch voranzubringen, lass es uns schnell tun. Es war Sommer 1996, ich hatte keinen einzigen Song geschrieben. Und Virgin wollte, dass wir im Januar ins Studio gehen. Das war verrückt. Ich war zu dieser Zeit ziemlich gestresst. Ich nahm einen Monat eine Auszeit, wofür wir extra Tourtermine gecancelt haben. Und dann schrieb ich innerhalb eines Monats die Songs. Wir probten jeden Tag, fünf Tage die Woche, drei Monate lang. Es war ein sehr intensives Projekt.“ Wieder ist das Warschauer Philharmonieorchester dabei, wieder Arrangeur Mark Nichols. Angestachelt durch die Erfahrungen mit „Devil’s Road“ trauen sich The Walkabouts jetzt Dinge, die sie vorher für übertrieben hielten. Streicherarrangements werden üblicherweise in der Popmusik zur Verkitschung eingesetzt, bei „Nighttown“ tragen sie zur kunstvollen Verdüsterung der ohnehin nocturnen Atmosphäre bei. Chris Eckman: „Wir wollten die Streicher nicht, um unsere Musik poppiger zu machen. Meine Referenzpunkte waren eher die frühen Soloalben von Scott Walker und Songs wie ,Kathleen’ von Townes Van Zandt und die auf John Cale‘s Album ,Paris 1919’. Ich wollte keine schlechten Middle-Of-The-Road-Songwriter-Streicher haben“.
Ironischerweise ist die „seltsame Platte“ (Eckman über „Nighttown“), trotz der eher ungünstigen Rahmenbedingungen für die Band stringenter und kunstvoller ausgefallen als der Vorgänger. Die Streicher und die filigranen Arrangements verschmelzen mit den Songs zu kompakten Klanggebilden. „Die Walkabouts sind unpeinliche Romantiker, selbstbewusste Außenseiter, melancholische Lebenskünstler, die wissen: Das Dasein ist ein langer, ruhiger Fluss, der mitten hineinführt ins Herz der Finsternis“ – mit diesen Worten schloss Peter Felkel damals seine Kritik von „Nighttown“ für den „Musikexpress“. Ein Satz der immer noch Gültigkeit besitzt. - Albert Koch
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