Rezension
Einer der absolut herausragenden Tuareg-Musiker der letzten Jahre (und zur Zeit der wohl spektakulärste) mit 2 neuen Vinyl-only-Platten (die Betitelung als „EP“ ist im Falle von Volume 1 bei 6 Stücken in 43 Minuten kaum angebracht), aufgenommen 2017-2020 live bei privaten Auftritten draußen und bei Rehearsals im Studio. Ich nehme an, Letzteres trifft auf die ersten beiden sehr langen (Instrumental-) Nummern zu, eingespielt mit 2 E-Gitarren, einer Drum Machine und einem sehr angenehmen wirkungsvollen sonor brummenden Bass. Der 13-minütige Opener ist eine Art Jam-Session, nichts als ein einziges wohlkonstruiertes famoses Gitarrenfeature (die 2. Gitarre grundiert leise) über dem stoischen Rhythm Box-Tuareg-Groove, manchmal erinnert mich sein Spiel kurz an (härteren) Rock der frühen 70er (das traf punktuell ja auch schon auf den letzten Studio-LPs zu), es klingt nie überhastet, kein Overkill, einfach der pure Gitarrengenuß! Track 2 (auf dem letzten Studioalbum Afrique Victime enthalten) behält das Prinzip bei, verschärft das Tempo jedoch immens, geht aggressiver zu Werke, variiert beständig das zentrale Motiv, verändert die Rhythmik gegenüber der bekannten LP-Fassung (und läßt die dortigen Vocals weg). Die anderen 4 (sehr unterschiedlichen) Stücke (2 ältere, 2 von Afrique Victime bekannt) arbeiten mit Drums bzw. reduzierter Percussion (je 2x), teils mit teils ohne Gesang, wirken teilweise erheblich beweglicher/variabler oder ausgesprochen repetitiv, besitzen anderswo noch mehr Power als sonst eh schon und rocken hart, erinnern aber auch an die elektrische Spielweise anderer zeitgenössischer Tuareg-Bands (mit stärkerem Traditionsbezug), oder befinden sich sogar in einem rein akustischen Song nah an den Traditionen der 90er Jahre (von z.B. Tinariwen). Das tolle „Afrique Victime“, Höhepunkt des gleichnamigen Albums, wird auf 10 Minuten verlängert, mutet klar weniger „produziert“ als dort an (heißt: Entschlackt), mit deutlich verringertem Pop-Appeal, rockt mehr und schneller, „einfacher“ und bodenständiger, verzichtet auf Effekte und Chor des Originals (unter Beibehaltung der catchy Melodie) sowie auf das dortige unglaubliche Gitarrenfeuerwerk (a la Hendrix) am Schluß. Alles in allem: Bei weitem nicht so ausgearbeitet, differenziert und geschliffen wie zuletzt gehört, dennoch sehr lohnend und absolut empfehlenswert! Allein schon wegen der immer wieder tollen Gitarren! (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
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17-19 Alma Road
SW18 1AA London
Vereinigtes Königreich
Verantwortlich
375 Media GmbH
Schlachthofstr. 36
21079 Hamburg
Deutschland
https://375media.com/
Tracklisting
1. Imouhar< |
>2. Chismiten< |
>3. Sibidoul< |
>4. Afelan< |
>5. Layla< |
>6. Afrique victime |
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