Mdou Moctar: Afrique Victim - Hilfe
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Mdou Moctar - Afrique Victim

Cover von Afrique Victim
Mdou Moctar
Afrique Victim

Label Matador
Erstveröffentlichung 21.05.2021
Format CD
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 12,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Mdou Moctar lebt in Agadez im Niger, einer eher ländlichen Gegend, die wie eine kleine Oase mitten in der Sahara wirkt. Hier entsteht auch ein Großteil seiner Musik, die ihn in West-Afrika zu einer echten Berühmtheit hat werden lassen. Verbreitet haben sich seine Sounds dort nicht etwa durch das Internet oder Social Media, sondern über die Speicherkarten aus Mobiltelefonen, die wie Tapes weitergegeben und getauscht werden und wie analog-digitales Lauffeuer durch das Land gehen.
Den internationalen Durchbruch schaffte er 2019 mit dem Album „Ilana: The Creator“, das auf dem kleinen Label Sahel Sounds erschienen ist. Mit seiner vierköpfigen Band reiste Moctar anschließend durch die Welt und wurde schnell zum inoffiziellen Botschafter seines Landes. Ein Highlight waren dabei die Support-Shows für Tame Imapala. Moctar, der schon häufig als der afrikanische Jimi Hendrix bezeichnet wurde, ließ sich für sein neues Album aber von einem anderen Vorbild inspirieren: Eddie Van Halen. Er erlernte Van Halens typische Gitarrentechniken und kombinierte diese mit den traditionellen Melodien der Tuareg, der Musik seiner Heimat. Waren die Songs auf dem Vorgänger Album „Illana“ eher an 70s-Rock von ZZ-Top und Black Sabbath angelehnt, so klingt „Afrique Victime“ nach Van Halen meets Black Flag meets Black Uhuru. Hypnotische Gitarren treffen auf den betörenden Klang der Tuareg-Musik arrangiert von musikalischen Brückenbauern der Kulturen und Punks der Weltmusik-Szene. Für Bassist Coltun ist der Sound der Platte eine logische Folge, schließlich erinnern ihn die Hochzeitsfeiern in Niger an klassische Punk-Shows „In Agadez the music and feeling at Tuareg weddings is exactly like the best of Western DIY/Punk shows. It's loud, energetic and powerful. There is a sense of everyone helping out. Tuaregs are a tight community. If you're Tuareg you're considered family.”
Mdou Moctar sind einen langen und mitunter auch beschwerlichen Weg gegangen, um ihre Musik aus der Wüste in die Welt tragen. Moctar und seine Band beweisen, dass es für Hingabe und Leidenschaft keine Hindernisse oder Grenzen gibt und genau das hört man „Afrique Victime“ an. Für 42 Minuten schlägt dann nämlich das pulsierende Herz der Rockmusik in einer kleine Stadt inmitten der Sahara und die Welt hört gebannt zu.

Unser Rezensent hört das Album so:
21er des außergewöhnlichen Tuareg-Gitarristen/Singer-Songwriters aus dem Niger. Der in derselben Liga spielt wie Tamikrest, Tinariwen oder Bombino und mich schon mit den Vorgängern begeisterte. Das gilt hier mehr denn je! Schon und gerade wegen seiner großartigen Gitarre, die seine Musik von der seiner Kollegen (auch dem schon oft ziemlich rockigen Bombino) unterscheidet: Längere Soli als Genre-üblich, Schärfe, Echo- und Hall-Effekte, etwas Wah-Wah, voll-saftig, und mehrfach eine klasse psychedelische Note. Im grandiosen ansonsten melodisch reichen/catchy Titeltrack (dem mit über 7 Min. längsten), der anfangs gesanglich auf bereichernde Art etwas „arabischer“, verschnörkelter ausfällt und ein gewisses Pop-Flair (im besten Sinne!) ausstrahlt, treibt er es in einem wahnwitzigen besonders ausgiebigen Solo auf die Spitze, euphorisierend, teils geradezu „geschreddert“, wild, leicht noisig schließlich. Sowas hab ich bislang noch von keinem Tuareg-Act gehört. Mehrere Songs agieren (sehr) schnell und ausgesprochen rockig, ein feiner Groove grundiert, ab und zu taucht call-response-Gesang auf (nicht so viel wie bei anderen, aber generell mit vielen Wiederholungen), ein packender Drive superb und ungeheuer spielfreudig. Anderswo klingt er relativ „klassisch“ (a la Tinariwen & Co), suggestiv, hypnotisch phasenweise, eine Akustikgitarre ergänzt oder dominiert gar, gleiches gilt für Percussion (statt oder zusätzlich zu den Drums). Das absolute Highlight neben dem Titelstück schließlich fließt ganz relaxt, arbeitet ebenfalls weitgehend akustisch (die E-Gitarre punktiert nur, verhallt und weich), steckt voller Poesie, verfügt über herrliche Harmony Vocals/einen kleinen Chor… - wunderwunderschön! Eine große Empfehlung! (detlev von duhn)

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