Christian Kjellvander - Hold Your Love Still
Rezension
"I want to give you this and ask for nothing in return." Von einem zarten Schleier des Halls umgeben, eröffnet uns Christian Kjellvander mit seiner sanften Stimme die Tür zu seinem neuesten Werk "Hold Your Love Still" - sein erstes Soloalbum seit "About Love And Loving Again" aus dem Jahr 2020. In dieser Schaffensphase zeigt sich Kjellvander von seiner reflektierenden Seite und erkundet die Herausforderungen einer aufrichtigen Lebensführung, verstrickt in den komplexen Einflüssen des Kapitalismus. Gleichzeitig fordert er uns dazu auf, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht zu verlieren. Das Album beschäftigt sich mit existenziellen und umweltbedingten Spannungen, wandelt jedoch gekonnt zwischen Stoizismus und Optimismus. Er bereichert seine charakteristische melancholische Stimmung mit schwebenden Kompositionen in Dur, die jeden Song zu einem tiefgründigen Erlebnis machen. Jeder Song ist präzise und durchdacht - im Gegensatz zu den musikalischen Grenzüberschreitungen, die für seine letzten Werke prägend waren, vollzieht er nun eine bewusste Hinwendung zum Song. Die Texte sind voller natürlicher Bilder, subtiler Poesie und faszinierender Empathie. Dies ist die Arbeit eines erfahrenen Songwriters, der sich in Höchstform präsentiert.
Unser Rezensent hört das so:
"Hold Your Love Still" ist, wie ich bei einem „Vergleichshören“ der letzten Platten feststellen konnte, nicht sonderlich weit weg vom Vorgänger (von 2020), vor allem nicht von „Doom Country“ (mit Tonbruket) aus dem gleichen Jahr. Okay, es gibt hier auf jeden Fall weniger Roots-Elemente (z.B. Country) als beim Frühwerk, bzw. „versteckter“. Im Grunde wirkt seine Musik nunmehr konsequenter, und (noch) wirkungsvoller. Eine melancholische Aura ist geblieben, auf eine ungewöhnliche, eigene, irgendwie „getriebene“ Art. Und die jeweiligen Stimmungen finde ich immer wieder faszinierend! Was früher nicht der Fall war.
Akustische Gitarren , Streicher, Piano dominieren den Sound. ab und zu ergänzen Backing Vocals oder ein kleiner Chor, und weitere Instrumente. Ein Teil der Begleitung ist ziemlich weit nach hinten gemischt, nicht die Gitarren. Der typische Bariton-Gesang trägt alles. Stil-Zuschreibungen fallen nur unbestimmt aus, das Gesamtbild ist ein Dunkles, einige Arrangements empfinde ich als schlicht großartig. Sporadisch blitzen (sehr) entfernte Erinnerungen an Chris Isaak oder Lee Hazlewood auf, etwas deutlicher an aktuelleren Nick Cave oder Scott Walker (quasi in der Übergangsphase in den späteren 70ern zu seinem abgefahrenen späteren Werk, noch ohne die ausgeprägte experimentelle Seite), vielleicht ein Hauch Cohen.
(Halb-) Balladen bilden den Großteil der Musik, mal ein bisschen schwebend, mal mehrfach an- und abschwellend, mal eine Prise Drama, ein paar Mal harmonisch recht gewagt , phasenweise zart, schleppend, schwer und geradlinig, beinahe bedrohlich. Rockelemente werden nur sparsam einbezogen. Die meisten Tracks haben Zeit, die Atmosphäre zu entwickeln, laufen 5-9 Minuten.
Sehr besonders, klare Empfehlung! (detlev von duhn)
Tracklisting
1. Western Hemisphere< |
>2. Notes From The Drive Between Simat And Alcoi< |
>3. Baleen Whale< |
>4. Terns Took Turns< |
>5. Disgust For The Poor< |
>6. On Wine And Jesus Christ< |
>7. We Are Gathere< |
>8. Dream 2066 |
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