Downpilot - New Great Lakes
Rezension
Ich habe den Himmel gehört. Und das Schönste ist – ich kann ihn immer wieder aufs Neue hören. Das Ein-Mann-Projekt des auf eine angenehm natürliche Art beeindruckenden Paul Hiraga verzauberte mit bereits auf den Vorgänger-Werken mit einer ebenso zurückgenommen-einfachen wie vor harmonischer Fülle berückenden Americana-Sprache, mit den zehn neuen Songs aber öffnet er das Tor zum Paradies. Fast neun Monate arbeitete der Mann mit der warm-rauchigen Stimme in der Abgeschiedenheit eines Holzhauses auf dem Vashon Island bei Seattle, schwelgte dabei in der vorhandenen Alt-Keyboard-Fülle (das zum Studio umgebaute Gehöft bot scheints alles vom Klavier über Harmonium, Orgel und Mellotron bis hin zum Vibraphon), ohne dabei die intensive Kargheit seiner Song-Edelsteine zuzudecken. Bei aller warmherzigen Tastenspielerei ist die Gitarre, ob folkig-filigran oder handfest verzerrt, zumeist das führende Instrument, wohlgesetzte Gastauftritte von Schlagwerk (Lars Potschgies), Viola (Anne Marie Ruljancich, die auch ihre weiche Stimme zum Gesangsduett darreicht) und Pedal Steel (Marie Björklund) bereichern als bezaubernde Vignetten das gefühlsselige, spürbar erdnahe Americana-Gewand. Aber all das köstliche Klang-Kleid wäre nicht derart berührend, wenn da nicht Hiragas herzwärmende, samtrauhe Stimme und diese Sinn und Sinne erfüllenden Melodien wären, die Gemüt und Geist erst wie ein sanftes Glimmen, dann als anschwellendes Feuer gefangen nehmen, um schließlich als mitreissende Brunst – fast ohne Tempo anziehen zu müssen – Herz und Hirn dauerhaft in Beschlag zu nehmen. Ohne spürbare Mühen variieren die Downpilot-Songs zwischen den Americana-Spielarten, schwelgen im schleppenden Neil Young-Country Rock, erfüllen R.E.M.-werte Balladen mit echtem Herz, setzen Ben Folds-Harmonien in den wehenden Wüstenwind, lassen aber und vor allem selige Sunhouse- und Pinetop Seven-Zeiten neu erstehen und rühren den glücklichen Lauscher zu ehrlichen Tränen. Zehn intim und dennoch schwelgerisch dargereichte Alternative Country-Hymnen an die Harmonie, zart-zerbrechliche Pflanzen voller Leben, die bei jedem neuen Betrachten an intensiver Leuchtkraft gewinnen. (cpa)
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