Sun Ra - Inside The Light World - Sun Ra Meets the OVC (lim.ed. RSD)
Rezension
Dies ist die erste Veröffentlichung der „verlorenen“ Sessions von 1986, bei denen Sun Ra auf den OVC traf. Den was? Der „Outer Space Visual Communicator“ war eine riesige Maschine, die mit Händen und Füßen gespielt wurde und es Künstlern ermöglichte, kaleidoskopisch mit Licht zu malen, ähnlich wie Musiker mit ihren Instrumenten Klänge erzeugen und erforschen bei der Entwicklung mischte Sun Ra maßgeblich mit, Interessierte sollten mal nach Videos bei Youtube suchen, es lohnt sich. Von den hier versammelten Aufnahmen waren bisher nur zwei Tracks auf VHS-Videos zu finden, jetzt gibt es die ganzen Sessions im remasterten Format bei Strut Records.
Das umfangreiche Doppelalbum enthält bisher ungehörte Versionen der Ra-Klassiker 'Calling Planet Earth', 'Sunset On The Nile' und 'Theme From The Stargazers'. Und auch der Rest ist ein Fest für Fans, die den Meister in der Phase Mitte der 80er ganz besonders schätzen. Seinerzeit war alles möglich vom konventionellen Bigband Swing bis zum exotischen Space-Jazz. Wir hören überwiegend mittellange Songs, teils mit Exotica-Grundierung, meistens aber spacig-rhythmisch-hypnotisch. Mit viel (Chor-) Gesang, Handclaps, satten Bläser-Riffs. Wechselnde Lead-Instrumente (von Blech über Klarinette bis zu Ras Acid-Cembalo) sorgen für Abwechslung, oft groovt es abgehoben und psychedelisch in Richtung ferner Galaxien. Dazu fetter Soul, Congas, Bossa-Feeling, Klöppel-Percussion, Call & Response-Vocals, Swing-Gitarre beim Arkestra gehört das alles in smoothem Flow zusammen. Insgesamt also keine Resteverwertung sondern ein absoluter Premium-Release. (Joe Whirlypop)
Und Professor Von Duhn schreibt uns zu dem Album:
Überraschend nach meinem Dafürhalten und absolutes Pflichtprogramm für alle Fans. Selbst für Sun Ra-Gelegenheitskäufer, oder gar „Newcomer" ist dieseVinylveröffentlichung sehr sehr reizvoll! Das liegt, neben der starken Groove-Betonung fast aller Tracks (ob Swing-basiert, polyrhythmisch-afrikanisch oder whatever), vor allem an 4 fürwahr grandiosen Highlights,die mehr als die Hälfte der insgesamt 88 Minuten umfassen:
Der Klassiker "Calling Planet Earth“, hier 11 Minuten lang, melodisch ja eh glorios, in diesem Fall allerfeinst variiert, groovend auf etwas unkonventionelle und hochattraktiveWeise, top Call-Response-Vocals (June Tyson, der Meister selbst), ein paar brillante Soli bzw. Konversationen (Bläser, teils unter Einbeziehung des Pianos, punktuell auch der Synthie). Mir fällt keine bessere Version ein.
Sodann "Theme Of The Stargazers“, erneut mit bestechenden melodischen Erweiterungen, klasse Grooves spezieller Art und herausragenden Soli (u.a. Synth, Gitarre, die eh bei mehreren der 12 Nummern eine größere Rolle spielt), kurze fantastische „verwirbelte“ Mehrschichtigkeit.
„Saturn Rings“ verfügt über einen unaufhaltsamen Swing-Groove, super Bläser-Motive, ebensolche Call-Response-Stimmen (die erstaunlicherweise insgesamt bei weit mehr als der Hälfte der Musik zum Einsatz kommen, und zwar in bestmöglicher Form), ein effektvoll riffendes Bariton-Sax (gleichfalls mehrfach vertreten), Space-Synthies, einfach perfekt kombinierende Bläser.
Und noch ein Klassiker, "Discipline 27-II", in epischer Länge (22 Minuten, keine zu viel): Eine herrliche zentrale Melodie (eine seiner schönsten), von der Bläser-Phalanx lange andauernd prachtvoll präsentiert mit wechselnd überlappenden Solo- und Kollektiv-Stimmen, später stärker variiert, wunderbare Kommunikation einzelner Bläser, Soli (nicht so viele trotz der Länge) zwischen Freiheit und Schönheit, zwischendurch heruntergedimmt, fabelhaftes (kurzes) Synth-Solo auch hier, repetitve Kurz-Motive resp. Riffs der Bläser, 3 Vokal-Phasen, gemäßigter Swing, becircend klangfarbenreich.
Soweit die Höhepunkte, außerdem gibt´s 3 knappe (E-/Synth-) Piano-Features (von denen mir 2 eher überflüssig erscheinen), ein paar Mal besagte Afro-Polyrhythmik als (1st class-) Basis (einmal inklusive Latin-Bezug), sehr schöne Bläsersätze, 50er-Jahre- und noch ältere Einflüsse, die auf seine typische Art modifiziert, erweitert oder auch verfremdet werden (massiv swingend), eine recht traditionell gehaltene Vokal-Ballade. Der Sound übrigens ist voll okay, ja keine Selbstverständlichkeit bei Sun Ra. Große, fette Empfehlung! (detlev von duhn)
Review
Features remarkable, previously unheard versions of Ra classics "Calling Planet Earth", "Sunset On The Nile" and "Theme From The Stargazers".
Tracklisting
LP 1:< |
>1. Calling Planet Earth< |
>2. Theme Of The Stargazers< |
>3. Love In Outer Space (Dx7 Interlude)< |
>4. Love In Outer Space< |
>5. Stardust From Tomorrow< |
>6. El Is A Sound Of Joy< |
>< |
>LP 2:< |
>1. Sunset On The Nile (Dx7 Interlude)< |
>2. Sunset On The Nile< |
>3. East Of The Sun< |
>4. Saturn Rings< |
>5. Calling Planet Earth (Piano Interlude)< |
>6. Discipline 27-II |
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