Various / Soul Jazz presents - Studio One Roots (repress)
Rezension
Auf diesem Album nun finden sich 16 Songs aus den Archiven von Studio One, alle mehr oder weniger rar. Mit "Roots"-Musik verbindet der Kenner die Musik Jamaikas, die direkt mit dem Rastafari-Glauben verbunden ist. Laut den aussagekräftigen Linernotes von Lloyd Bradley (der mit "Bass Culture" eines der besten Bücher über Reggae verfasste) ist es ein Irrglaube, dass es erst seit den 70ern Rootsmusik gegeben habe. Schon in den späten 30ern entstand der Rastafarianism in Jamaika, die Wurzeln liegen in der Krönung von Haile Selassie I. (der als kraftvoller König von aller Welt gehuldigt wurde, was auf die schwarze Weltbevölkerung eine Signalwirkung hatte) und den philosophischen Schriften von Marcus Garvey. Als Jamaika 1962 seine Unabhängigkeit erlangte, die politischen Parteien die wirtschaftliche Lage aber nicht verbesserten, fanden viele der bettelarmen Menschen in dem Glauben ihren Rückhalt. Dabei gibt es keine wirklichen Richtlinien, einige Rastafarians sehen im Ganja das heilige Kraut, anderen rauchen überhaupt nicht. Manche schneiden sich nicht die Haare (Rastalocken), andere tragen konventionelle Haarschnitte. Das einzige, an das alle glauben ist, das Afrika die spirituelle Heimat aller Farbigen ist und das sie eines Tages dahin zurückkehren werden. Die westliche Welt, die ihre Vorfahren in Ketten von dort verschleppt hat, wird generell als "Babylon" gebrandmarkt.
Die Stellung von Coxsone Dodd und damit Studio One im Roots-Sound wurde immer unterschätzt, dabei hat er schon seit der Studioeröffnung 1963 Songs mit spirituellen Texten aufgenommen. Dann gab es noch zwei wichtige Faktoren, die Studio One für die Rastafaris so attraktiv machte: zum einen lag das Ethopian Federation Center unweit der Brentford Road, die Musiker gingen nach einem Meeting also einfach bei Dodd vorbei, zum anderen war Studio One das einzige Studio, dass den Künstlern gestattete, ihre Spliffs im Gebäude anzuzünden. Man glaubt es kaum...
So gibt es Songs von den Cyclones, Freddie McGregor, Willie Williams, Lennie Hibbert und anderen. So richtig in Fahrt kommt das Werk in der Mitte, mit Leroy Wallace´s "Far Beyond" (traumhafte Melodica), Lennie Hibbert´s "More Creation" (ein Instrumental mit Vibraphon, einfach brilliant) und "Blackish White" von Alton Ellis (pure Reggae-Psychedelia!). Weitere Highlights sind der "Drum Song" von Devon Russell (einer meiner Reggae-Faves) und "Africa" von den Gaylads. Ausfälle gibt es wie immer bei Soul Jazz keine, alle Songs verbindet eine tiefe Spiritualität, die die Künstler glaubhaft rüberbringen und die eine einzigartige Atmosphäre schafft.
Tracklisting
LP 1:< |
>1. The Cyclones with Count Ossie - Meditation< |
>2. Cornell Campbell - Natty Don't Go< |
>3. Freddie McGregor - Africa Here I Come< |
>4. Bunnie & Skitter - Lumumbo< |
>5. Willie Williams - Addis A Baba< |
>6. L Crosdale - Set Me Free< |
>7. Leroy Wallace - Far Beyond< |
>8. Lennie Hibbert - More Creation< |
>< |
>LP 2:< |
>1. Alton Ellis - Blackish White< |
>2. Winston Jarrett - Fear Not< |
>3. Devon Russell - Drum Song< |
>4.The Gaylads - Africa< |
>5. Black Brothers - School Children< |
>6. Linton Cooper - You'll Get Your Pay< |
>7. Sound Dimension - Congo Rock< |
>8. Zoot Simms - African Challenge |
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