Mondo Sangue - Giallo Come Il Giorno
Rezension
10-Inch-Vinyl (limitiert auf 444 handnummerierte Exemplare)Sie haben es schon wieder getan und das wahrscheinlich noch besser als beim grandiosen Vorgänger „Rosso Come La Notte“, letztes Jahr immerhin auf einem Treppchenplatz in meinen Jahrescharts. Diesmal gibt es sechs weitere Songs zu nie gedrehten Filmen der Gattung Giallo, also italienischen Horrorfilmen aus den 70ern. Zur Erinnerung: Der Giallo ist blutiges Trash-Kino, das dank Regie-Ikonen wie Dario Argento aber auch die Grenzen zur Filmkunst überschritten hat.
Als Vinyl-only-Release im stilechten 10-Inch-Format zaubern Studio-Wizard Christian Bluthardt (aktuell ist auch sein erstes Soloalbum als Bluthardino erschienen!) und die expressive Chanteuse Yvy Pop mit traumhaftem Gespür für Filmgeschichte und historische Soundästhetik echte Songtrüffel nicht nur für Soundtrack-Fans.
Der Zugang wird diesmal auch durch höchsten Promifaktor erleichtert, denn hier singen Popstars wie Rocko Schamoni und Dirk von Lotzow (Tocotronic) ebenso mit wie die glorreichen Stammgäste Eric Pfeil und Bela B (Die Ärzte). Das Highlight ist gleich der eröffnende Titelsong: Nach dem sonoren Intro von Bela B beweist Christian Bluthardt, dass er ein wahrer Meister der Vintage-Produktionskunst ist. Wie er Streicher und E-Gitarren, Wurlitzer-Piano und analoge Electronics zu einem opulenten, satt groovenden Breitwandsound vermengt, lässt mir auch als altem Fan die Spucke wegbleiben. Mittlerweile schüttelt der Mann locker echte Hits aus dem Ärmel, die Goblin und John Carpenters Filmmusiken fast chartstauglich (ich bestehe darauf!) verschmelzen. Song Nummer zwei präsentierte die große Sangeskunst von Yvy Pop, eine vokale Alleskönnerin mit Gänsehaut garantierender Ausdruckskraft, im italienisch gesungenen Duett mit Eric Pfeil -- ohnehin ja der führende italophile Musikspezialist diesseits der Alpen. Welchen Status sich Mondo Sangue inzwischen geschaffen haben, lässt sich vielleicht an der Beteiligung Dirk von Lowtzows ablesen, der sein Duett mit Signora Pop fast schon nach Laibach klingen lässt sicher auch eine passende Referenz für das umfassende cineastische Klanguniversum der beiden Stuttgarter*innen. Die poppigste Nummer ist ein deutsch gesungenes Duett mit Rocko Schamoni („Schöne fremde Frau“), luftig und fast schon Easy Listening-beschwingt, aber auch mit lässigem Cembalo und Morricone-Twang die romantische Seite von Mondo Sangues Italo-Pop. Dieses (knapp) fünfte Album von Mondo Sangue hat die Schwelle vom Genre-Ereignis zum Pop-Erlebnis überschritten -- wann wird denn endlich mal ein Film zu dieser grandiosen Musik produziert? (Joe Whirlypop)
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