Mondo Sangue - Vega-5 (Avventure Nel Cosmo) (Lim. Ed.)
Rezension
Das Stuttgarter Duo MONDO Sangue (Christian Bluthardt und Yvy Pop), gegründet 2015, produziert Musik in Anlehnung an das italienische Kino der 1960/70er Jahre und transportiert diesen einzigartigen Sound gekonnt in die Neuzeit. Nach einem Ausflug in den Dschungel L'Isola dei Dannati - Die Insel der Verdammten; Soundtrack zu einem fiktiven Kannibalenfilm, 2016) und einem Ritt durch den Spaghettiwestern (No Place for a Man - Il Villaggio delle Donne, 2018) erscheint 2020 nun das dritte Studioalbum der beiden - Science-Fiction auf Vinyl: VEGA-5 (Avventure nel Cosmo).
Die 180g Vinyl-LPs sind auf 666 Stück limitiert und handnummeriert. Jeder LP liegt eine große Lentikularkarte sowie ein Downloadcode bei.
Erneut beglücken uns Mondo Sangue mit einem perfekten Soundtrack zu einem Film, den es (leider) nicht gibt. Gebe es ihn doch und wäre er nur halb so gut wie die Musik, dann müsste die Geschichte der italienischen (Trash-) Filmkunst vermutlich neu geschrieben werden. Filmmusiker Christian Bluthardt und Sängerin Yvy Pop orientieren sich bereits zum dritten Mal am spezifisch italienischen Zugang zum Genre-Kino, wie er seit den späten 60ern jenseits der Alpen gepflegt wird. Nach Kannibalenfilm („L'Isola dei Dannati“) und Spaghetti-Western („No Place for a Man“) landet man diesmal bei der Weltraumoper, denn auch vor Science Fiction machte die italienische Filmindustrie trotz schmaler Budgets nicht halt. Was seinerzeit aber immer gestimmt hat, waren aber die Scores: geprägt von Maestro Ennio Morricone und Adepten wie Francesco DeMasi, Luis Bacalov oder Riz Ortolani. Nicht nur Quentin Tarantino erwies sich als treuer Fan, auch Mondo Sangue wandeln deutlich auf den Spuren der italienischen Filmmusik-Heroen. „Vega-5 (Avventure nel Cosmo)” klingt dabei weit weniger elektronisch, als man bei diesem Genre erwarten könnte. Zwar gib es auch das eine oder andere Mood-Piece im Stil von Tangerine Dream und Jean-Michel Jarre in den späten 70ern, ansonsten regieren aber oft Gitarren teils mit klassischem Morricone-Twang. Vom Meister borgt man sich gekonnt seine vielleicht schönste Melodie (aus „Leichen pflastern seinen Weg“), stilistisch reicht das Spektrum von slickem Disco-Funk (mit Star Trek-Referenzen!) über Easy Listening bis zu kleinen Anklängen an die Italo-Prog-Heroen Goblin Genre-Freunde kommen aus dem Staunen nicht heraus. Yvy Pop ist eine punkgeschulte, aber höchst vielseitige Sängerin (Ex-The Heroines) mit glasklarer Stimme, die hier souverän die Edda Dell'Orso (Morricones bevorzugte Vokalkünstlerin) gibt. Christian Bluthardt erweist sich einmal mehr als virtuoser Filmmusiker und Genre-Kenner, bei dem alles exakt so klingt, wie man es aus der Filmgeschichte kennt. Er arbeitet mit echten Instrumenten und Digitaltechnik, was insgesamt hundertprozentig authentisch und organisch klingt. Der liebevolle musikalische Trip ins ferne Jahr 2022 gerät so zur authentischen Hommage an das italienische Genre-Kino und seine unschlagbaren Scores. Gekrönt wird das auch edel gestaltete Album erneut vom sonoren Gesang von Bela B (Die Ärzte). Checkt auch das Video zu „Vega-5 (Avventure nel Cosmo)“, denn einen vielversprechenden Trailer des Films gibt es tatsächlich. (Joe Whirlypop)
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