Rezension
22er. Uff, man iist ja von Kurt Wagner gelegentliche handfeste Überraschungen gewöhnt, aber die Bandbreite, die er hier in einigen Songs präsentiert, überrascht nun wirklich. Auf der anderen Seite erklingt eine deutliche Mehrheit der Musik in relativ homogener Stimmungslage, nämlich melancholisch/traurig/wehmütig, balladesk gehalten, teils mächtig laaangsam. Ohne eine andere Seite von ihm zu vernachlässigen, wenn z.B. moderner Electro-Pop auf funky Disco-Derivate und aktuellere Beats trifft, spät schleicht sich eine bluesig-rockige Gitarre ein. Oder wenn sich zappelig-nervös-agile Beats mit angejazzten auch hier ein bischen balladesken Piano-Tropfen/Akkorden vermählen sowie souligem weiblichem Gesang, und extrovertierten Bläsern alles freilich nur zeitweilig, jedenfalls ein unorthodoxe Mischung. Woanders gesellt sich ein Funk-Bass zu wiederum weiblichem Soul-geprägtem Gesang (ein bischen Gospel auch), seiner eigenen gewohnten Stimme, beweglichen Bläsern, kurz einer heavy verzerrten Rock-Gitarre und zeitgemäßer Rhythmik, mittels derer das zwischenzeitlich schleppende Tempo angezogen wird (auch das ist natürlich ein ziemlich wilder Mix). Der Rest ist, wie gesagt, Balladen-geprägt und gerne zudem melancholisch, ob eine zeitlos-alte Songwriter-Piano-Ballade ein wenig an Randy Newman erinnert, ein anderes Stück irgendwie an gewisse ruhige Laurie Anderson-Sachen; ob uralte Pop-Einflüsse sich mit punktuellen Klassik-Spritzern paaren UND zeitgenössischem Songwriter-Pop, ein weiteres tropfendes Piano neben schwelgenden Keyboards und Streichern steht; oder Country-Bestandteile auftauchen, die nicht so richtig Country sind (in sehr zurückhaltender Form), kurz darauf gefolgt von einem Track, der nicht nach Country klingt, aber im Kern recht viel Country enthält (dieses Mal vielschichtig volltönend). Verbleiben noch 2 Songs, die tief in sich versunken wirken, beinahe in Zeitlupe vorgetragen, ganz sparsam arrangiert. Mehrfach benutzt Wagner für seine Stimme Vocoder/Autotune, mehrfach gehört eine Art Electronica zum stilistischen Instrumentarium, die Vergangenheit trifft auf die Gegenwart. Der Gehalt der Musik ist nicht selten ausgesprochen hoch, nicht neu natürlich, die Grundstimmungen und Stil-Konglomerate muß man allerdings mögen. (detlev von duhn)
Review
Kurt Wagner found himself in Minneapolis in the sweltering summer of 2021, in a decommissioned paint factory turned practice space, when everybody was still kind of looking at everybody else as a potential source of disease. He entrusted himself to this piano player, Andrew Broder, and his mad genius of a production partner, Ryan Olson. “Ryan and Andrew, they're like two sides of my personality,” Wagner says. “And if you put them together as a team, they represent me.” This would be the first time Wagner let somebody elsenot to mention somebody else without any sort of a connection to holy, old Nashvilleproduce a Lambchop record.
It was in that decommissioned paint factory in Minneapolis, watching a bunch of burnout freaks play their instruments, that Wagner found his way to writing The Bible. The sessions reminded him of those long-ago days at the Springwater Supper Club in Nashville, when he first brought the afterparty back to his house. But maybe because he wasn't the one making the afterparty rules this time, the music on The Bible is more unpredictable than it's ever been on a Lambchop record. Jazz careening into country, into disco, into funk, and back to country. This is Lambchop's new albumborn in a new place, but out of a process that he first discovered back home in Nashville, the one that helped him find his own voice in the first place. Amen. This is The Bible.
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