Rezension
Wenn immer es um das beste deutschsprachige Album aller Zeiten geht, sind die Fehlfarben mit "Monarchie und Alltag" vorn dabei. Es erschien 1980. Seitdem ist viel Wasser den Rhein hinabgeflossen, und Peter Hein hängt "das Frühwerk am Hals wie ein Mühlstein". So zumindest singt er im Stück "TCM (Polychemie)" vom Album "Xenophonie". Hein klagt zu Recht. Denn auf "Xenophonie" klingen die Fehlfarben ungemein frisch. Der Opener "Dekade 2" stellt sich mit einem Wahnsinnsriff vor; kurze Zeit später erklingt Peter Heins Stimme mit eben jenem typischen Ausdruck, diesem Gesang, den nur er beherrscht: dringlich-konkret und doch voller Poesie und Melancholie. Bei aller Ernsthaftigkeit kommt die Lässigkeit nicht zu kurz, seit "Resistance" von Family 5 war Hein nicht mehr so locker. Und im Schlussstück, dem fast zehnminütigen "Herbstwind", verwandeln sich die Fehlfarben in Riders on the Storm, ehe ein Fortuna-Düsseldorf-Schal den schönen Spuk vertreibt. Produzent der im Berliner Hansastudio live aufgenommenen Stücke war Moses Schneider (Beatsteaks, Tocotronic). Der LP liegt die CD bei.
Unser Rezensent meint dazu:
Ein enorm verdichteter Sound, geballte Energie, massiver Druck und Drive. Rock-Grooves, markante Riffs in Serie, griffige Texte, ein Saxofon. Die 80s und heute/Post Punk und Indie Rock, sporadisch Electro-Pop-Anleihen. Frisch, dringlich und laut. Ein paar Stücke sind sehr melodisch (Glauberei, Hygieneporzellan), das letzte (extrem lange!) fällt ganz aus der Reihe: Dräuend-treibend, unterschwellig spannungsgeladen, langsam steigernd, intensivierend. Einmal vermeine ich Anklänge an die frühen Wipers zu hören. Und englisch singen sie auch mal. (dvd)
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