Rezension
Wenn eine (Lieblings-)Band wie Calexico ein neues Album veröffentlicht, dann ist die Erwartungshaltung so hoch, dass der erste Durchlauf zwangläufig enttäuschen muß. Was aber eher an mir liegt und nicht an der Platte. Die gibt nämlich schon beim zweiten Spin große Teile ihrer Schönheit preis und mit jedem neuen Hören öffnet sich das Album mehr und mehr. Und obwohl es für Joey Burns und Co. ein leichtes gewesen wäre, noch mal einen siedend heißen Aufguss ihrer letzten drei Klassiker zu servieren, haben sie sich doch zur Weiterentwicklung entschlossen. Was auch an der größeren Einflussnahme der multikulturellen Band und Produzent JD Foster gelegen haben kann.
So gibt es keine Instrumentals auf Garden Ruin, sondern eher am Pop orientierte Songs, nur wenige Mariachi-Trompeten und kaum Streicher. Keine Elektronik und der Jazz ist höchstens noch in John Convertino´s formidablen Drumming zu erkennen. Die Americana-Einflüße der Ghosttowns, Spaghetti-Western und 60s Surf & Twang aber sind noch da und bilden die Basis für einen schimmernde Perlenkette an Songs, die jeder für sich beweisen, dass Joey Burns ganz weit an die Spitze der aktuellen Songwriter des Genres gehört.
Die Platte beginnt mit einer Handvoll hingehauchter Balladen und midtempo-Tunes, bevor mit Letter To Bowie Knife der erste, wahrlich überschäumende Uptempo-Rocker vom Stapel gelassen wird. Mit Roka gibt es den einzigen TexMex-Ausflug und auch im weiteren wechseln sich diese wunderbar leisen Balladen und heftig überschäumenden Pop-Juwelen ab. Garden Ruin schließt mit dem untypischen All Systems Red, bei dem die Band offensichtlich kollektiv auf den Effektgeräten steht und einen Maelstrom an Geräuschen auf den Hörer loslässt.
Nachdem man die Kurskorrektur erstmal verdaut hat, sollte man es einfach genießen. Das hier ist eine lupenreine Desert-Pop-Platte mit genau den richtigen Einflüssen an den richtigen Stellen. (rh)
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