Radiohead - In Rainbows

Radiohead In Rainbows Label XL Erstveröffentlichung 28.12.2007 Format LP Lieferzeit 1 – 3 Werktage Preis 25,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)

Eigentlich wollte ich meine Rezension mit einer Heul-Arie über die Unart des Ins-Netz-Stellens von kompletten Alben beginnen. Von einer Schandtat an der im Schwinden begriffenen Zahl der Freunde des körperlichen Tonträgers. Aber all meine Vorwürfe und Schmähworte sind mir entfallen – so geblendet bin ich von der strahlenden Schönheit des 2007er Wunderwerks. Via XL Recordings macht Thom Yorke dieses aus allen Ritzen und Rillen vor kreativer Phantasie übersprudelnde Album endlich auch den dürstenden Echt-Tonträger-Jüngern zugänglich, und ich bin unendlich dankbar dafür. Wäre mir als Computer-Fremdkörper doch sonst womöglich ein Werk vorenthalten geblieben, das in seiner prallen Fülle alle Erwartungen übertrifft. Sämtliche Radiohead-Alben atmen ihre ganz eigene Schönheit und Qualität, zwischen The Bends und Kid A liegen Welten, und dennoch sind beide musikalische Großtaten. Ab 1997 aber gab es für die Rezensenten nur noch eine Zeit vor und eine nach OK Computer. Mit In Rainbows gelingt es Radiohead nicht nur, die unerreichbar scheinende Größe dieses Jahrhundertalbums zu erreichen, sie vermögen auch alle Errungenschaften der Zwischenzeit, selbst die genial-experimentellen Ausflüge der Kid A/Amnesiac-Phase, nahtlos in eine 10-Song-Folge zu integrieren, die alles enthält, was Radiohead war und ist.

Selten vorher wurden akustische, elektrische und experimentelle Klangwelten derart symbiotisch vereint, das Gestern, Heute und Morgen der britischen Pop-Musik in Einklang gebracht und in einen unwiderstehlichen Epen-Zyklus gegossen. In Rainbows fließt, schwebt, tanzt, verwirrt, wühlt auf und besänftigt, akustische Gitarren und Streicher weisen zurück in die heile Harmoniewelt der Beatles, ein sakrales Mellotron erinnert an die großen Zeiten des britischen Progressive Rock, ein ungemein bewegliches Schlagwerk hetzt uns in die Atemlosigkeit, mal reißt die Gitarre derb verzerrt an unserer inneren Sicherheit, dann spenden uns sanft-fein verwobene Saitengespinste seelenvollen Trost, leise, nebelverhangene Passagen ebnen den Weg für orgiastisches Aufbäumen zu majestätischer Machtfülle. Was aber In Rainbows einzig macht, einzig sogar nach Radiohead-Maßstäben, ist die Einheit von Wagnis und Wohlklang – bei aller genialen Größe, bei aller Liebe zum kreativen Ausbruch sind die Songs verlockend, verführerisch eingängig, treffen die natürlich gewachsenen Melodien ins Herz, berührt Yorke’s Gesang die Tiefen der Seele. „Das beste Album seit OK Computer“ – vielleicht ist es an der Zeit, den Zusatz fallen zu lassen. (cpa)

„Natürlich, Radiohead haben alles schon einmal gemacht, was auf In Rainbows so schön ist: Der Kitsch, das Experiment, das Liebeslied, die Symphonie, die Elektronik, das Enigma, das Lärmende, das Zarte, das Ausladende, das Einladende. Aber besser macht es sonst niemand.“ (Rolling Stone, Album des Monats)

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