John Coltrane - Both Directions At Once (DeLuxe Edition)
Rezension
Eine tatsächliche Sensation. Eine komplett unveröffentlichte Studio-LP, am 6.3.1963 mit dem klassischen Quartet in seiner Blütezeit aufgenommen, die Mastertapes gingen verloren, im Nachlaß seiner 1. Ehefrau fand sich ein Referenz-Band, der Sound richtig gut (mono). Die einfache LP/CD-Version enthält 7 Titel: 2 sind völlig unbekannte Originale (bei beiden spielt er Sopran-Sax), unbenannt, das eine swingend im typischen Trane-Sound der Zeit, das andere schon ziemlich spirituell, melodisch ausgezeichnet, ein bischen Latin-Flair ein echtes großartiges Highlight! Auch „Slow Blues“ (mit 11 Min. längster Track) kannte man nicht; ja, langsam und mächtig bluesig, doch zugleich agil, emotional, sehr gehaltvoll, in der 1. Hälfte ohne Piano, in der (schnelleren) 2. mit ein weiterer toller Höhepunkt! Was auch auf Nature Boy zutrifft (das erst 2 Jahre später, wesentlich anders, wieder auftauchte, auf Quartet Plays), dunkel in klasse Atmosphäre, ausnehmend melodiös, wunderschön, ein feinst federnder komplexer Rhythmus, und sehr komprimiert. Wie auch Impressions, Highlight Nr. 4, zwar auf mehreren LPs drauf, aber sonst immer nur live! Gewohnt schnell, ausgesprochen konzentriert (was hier auf die meisten Stücke zutrifft, sehr auffallend!!), einfach packend! Bleiben noch das ebenfalls exzellente One Up One Down (nicht umgekehrt!), das es bislang nur auf Live-Bootleg gab (ganz straight swingend und feurig, BeBop-Tradition klingt an) und Franz Lehars Vilia (relativ konventionell/ein wenig 50s-angelehnt, wiederum hoch melodisch). Dessen Alternativ-Version auf der Deluxe-Edition (es gibt 7, auf 41 Min.) ist das einzig bekannte Stück hier (erschien als Bonustrack auf Live At Birdland), die beiden Fassungen sind jedoch ganz unterschiedlich im Charakter schon weil 1x mit Tenor-, 1x mit Sopran-Sax gespielt! Was erstaunlicherweise (Trane experimentierte halt gerne) mehrfach vorkommt. Schon deshalb, und weil weitere Einzelheiten erheblich bei den Alternativ-Versionen abweichen (z.B. die Tempi bei 3 Impressions-Bonustakes), ist die Deluxe-Edition wirklich lohnend! Noch ein Wort zur hohen Melodiösität: Dazu trägt bei, daß Trane ungewohnt oft die Themen wiederholt (z.B. nach den Soli). Absolutes Muß, finde ich. (dvd)
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