Samantha Fish - Kill Or Be Kind
Rezension
Es gibt Künstler, bei denen macht das Begleiten des Werdens und Entwickelns besonders viel Freude, weil sie einen stets auf Neue überraschen, ohne sich untreu zu werden, gekonnt frische Facetten durchschimmern lassen, gewandt auch ungewohnte Terrains sondieren, dabei aber so eindeutig und unverkennbar bleiben, dass man ihrem Pfad nahezu blind folgen mag. Die faszinierende Gitarristin und wandlungsfähige Sängerin aus Kansas City zählt zu diesen entwicklungsfreudigen Artisten und ihr 2019er Album (ihr Debüt auf dem Rounder-Label) ist noch ein weiterer Schritt nach vorn. Selbstverständlich bildet der Blues ihrer Heimat, in allen möglichen Spielarten, die Basis der von Grammy-Gewinner Scott Billington produzierten elf Fish-Songs, aber nicht nur die packend vielfältige, gekonnt wechselnde Besetzung (mit akustischen und elektrischen Gitarren, Piano, Rhodes, Wurlitzer, Hammond, Synthesizer und schillernd scharfen Bläsersätzen) sorgt für herrlich inspirierte Abwechslung. Gesang und Gitarre der ungemein variabel agierenden Hauptdarstellerin schlüpfen nahtlos in die verschiedenen Stil-Rollen, lassen nach- und nebeneinander Chicago-Blues, Swamp Blues und sogar klassischen Blues-Hard-Rock, Gospel, Soul und Garage-Rock, Rhythm'n'Blues, Prince-Funk und Norah Jones-Jazz perfekte Form annehmen, während vor dem inneren Ohr Vergleichsgrößen von Bonnie Raitt bis Sheryl Crow, von ZZ Top bis Amy Winehouse vorbeiziehen, und der Glitterhouse-Kenner mitunter hautenge My Baby-Nähen verspürt. Getragen von einem untrüglichen Groove-Gespür und einer bemerkenswert vielfältigen Gitarrenarbeit spielt Samantha mit den mannigfachen Mitteln des ewigen, hier aber spürbar lebendigen Wurzelstoffs und schenkt uns das bislang reifste Album ihres wundervollen Entwicklungsweges. (cpa)