Mahsa Vahdat: & Skruk - Braids Of Innocence - Hilfe
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Mahsa Vahdat - & Skruk - Braids Of Innocence

Cover von & Skruk  - Braids Of Innocence
Mahsa Vahdat
& Skruk - Braids Of Innocence

Label Kirkelig Kulturverksted
Erstveröffentlichung 02.12.2022
Format CD
Lieferzeit 4 – 7 Werktage
Preis 14,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Das Album, das Teil des Freiheitskampfes der iranischen Frauen wurde.
Als das neue CD-Projekt mit Mahsa Vahdat und SKRUK im Sommer 2022 aufgenommen werden sollte, schlug Mahsa den Titel "Braids of innocence" vor, also Zöpfe der Unschuld. Damals ahnte sie noch nicht, wie brisant dieser Titel angesichts der Ereignisse nur wenige Monate später sein würde. Die iranischen Musiker Mahsa Vahdat und Atabak Elyasi haben drei Jahre lang zusammen mit der Harfenistin Ellen Bodtker an diesem Chor-Projekt gearbeitet. Mahsa hat die Melodien geschrieben, Atabak hat Gedichte und Arrangements sowie zusätzliche Melodien für den Chor geschrieben, und der Produzent Erik Hillestad hat die Gedichte ins Englische übertragen. Mahsa, der Chor SKRUK und der norwegische Verleger Kirkelig Kulturverksted einigten sich im Sommer auf den äußerst subtilen Titel "Braids Of Innocence" für das Album. Aber das war vor dem 18. September, als Mahsa Amini von der Sittenpolizei in Teheran ermordet wurde, weil ihr Schleier ihre Zöpfe nicht ausreichend verdeckte. Auf "Braids of innocence" finden sich auch einige andere Lieder, die für die erste von Frauen angeführte Revolution der Welt, den Freiheitskampf im Iran, von großer Bedeutung sind: "Die Tyrannen werden verlieren", "Ich bin frei gekommen", "Wakeful night" und das Eröffnungsstück "A thousand birds will chant your song" sind allesamt Gedichte und Melodien, die genau den Kern dieses Themas treffen.

Mahsa und Atabak bezeichnen sich selbst als "liberale Traditionalisten", und die Musik auf dem Album ist daher ein besonderes Genre. Der Dirigent von SKRUK, Per Oddvar Hildre, beschreibt sie als Klanggemälde. Ellen Bodtkers Harfe steht im Mittelpunkt der Klangpalette von Solisten und Chor, wobei Atabaks Harmonien mit den meisten Regeln für Chorarrangements brechen. Der übergeordnete Effekt ist sowohl ungewöhnlich als auch von außerordentlicher Schönheit. 

Unser Rezensent hat's gehört:
Die fabelhafte iranische Sängerin, hier schon mehrfach gefeiert, in einem sehr sehr besonderen Projekt mit dem altgedienten seit jeher stilistisch für alles offenen norwegischen Chor Skruk. Der auch hier variabel agiert, sowohl was die eigenen Einflüsse betrifft (wozu eine gelegentlich sakrale/christliche Anmutung gehört, als auch kaum definierbare Folk-Elemente, ich vermeine zudem, sporadisch östliche Anleihen zu hören, ganz entfernt vielleicht gar Spuren von Bulgarian Voices), als auch die Art der vokalen Arrangements - phasenweise/kurzzeitig quasi gesplittet in 2 Chöre, einem weiblichen, einem männlichen, anderswo (überwiegend) gemeinsam, ab und an beinahe Call-Response-artig. Häufig sind Chor und Vahdats wunderbare Stimme insgesamt gleichberechtigt, manchmal Vahdat federführend, zumindest in Teilen aber auch der Chor, auch hier kommt es gelegentlich zu so etwas wie modifizierten Call-Resonse-Andeutungen. Und die Melodien/Harmonien besitzen eh einen ganz unterschiedlichen Background, Vahdat arbeitet natürlich (aber wirklich nicht ausschließlich) unter iranischem (bzw. „orientalischem“) (Classic Folk-)Einfluß, der Chor partiell ganz schön wagemutig bis ein wenig experimentell, neben oben Erwähntem (und selbst an Arvo Pärt mußte ich ein, zwei Mal denken). Gerade dieser Kontrast macht einen Teil des sowieso immensen Reizes aus, dennoch „paßt“ es! Einiges klingt unglaublich gefühlvoll, an- und berührend, die Atmosphäre ist ausgesprochen eigentümlich, teils in völliger Ruhe/geradezu andächtig (und leise), kunstvoll und natürlich in Einem, Rhythmik spielt kaum eine größere Rolle (mit einer Ausnahme), selten kommt es zu extrovertierteren „Aufschwüngen“ (behutsam, freilich), die instrumentale Begleitung besteht einzig in einer großteils (nicht gänzlich) zurückhaltenden Harfe (die auch passagenweise aussetzen kann). Nur 1,2 Stücke sind etwas konventioneller/“songhafter“ gestaltet, schon in der Struktur, der Chor hat eher eine Begleitfunktion; ein weiteres, großartiges, geht fast als vokale Avantgarde durch. Eine sehr spezielle aber große Empfehlung! (detlev von duhn)

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