Rezension
Das Album wurde an drei ausverkauften Abenden in der Dubliner Vicar Street aufgenommen und enthält Songs aus dem gesamten Lankum-Katalog, darunter auch „The Rocky Road to Dublin“, das bisher noch nicht offiziell veröffentlicht wurde.
Wer jemals bei einem Lankum-Gig war, kennt die Energie, die diese Band erzeugen kann. Der unverwechselbare Drone-Sound, der sich durch ihre Arbeit zieht, hat die Kraft, einem den Boden unter den Füssen wegzuziehen und erzeugt dabei einen einmaligen Klang.
24er Live-LP. 6 Stücke, als Tonträger nur auf LP, digital gibt´s 3 Tracks zusätzlich. Mit Ausnahme von Rocky Road To Dublin (auf keinem ihrer Alben drauf) stammen alle von den beiden letzten Studio-Werken, viele dieser Versionen sind länger (2 bringen es auf jeweils 11 Minuten) und in meinen Ohren live (noch) besser (auch wenn sie mal etwas plakativer/weniger experimentell klingen als im Studio, zumindest bei einem Track)! Und teils signifikant anders. (Ur)alte Traditionals wie eigene Songs. Die Art und Weise, wie sie irische Folk-Traditionen interpretieren, bearbeiten, umformen, modifizieren, strukturell wie instrumental, ist insgesamt zur Zeit ziemlich ohne Vergleich, ungeheuer attraktiv, oft dunkel bis düster gefärbt, gern verwenden sie Drone-Sounds (kongenial verarbeitet), über den gerne für sie verwendeten Begriff „Doom Folk“ lässt sich lange diskutieren. Zumal er die ganze Bandbreite ihrer Musik nicht im Mindesten abdeckt: Tiefes Dröhnen, rudimentäre Trommeln, Songwriter-Folk-Elemente (allerdings eher auf 2 digital-only-Tracks) in zeitgenössischer Variation, dräuende Begleitung, wobei die Rhythmik einzig durch die Stimmen (alle 4 singen lead und Harmonies, und das absolut klasse, ganz besonders die Sängerin ist teilweise großartig) vorgegeben wird, furchterregend bis bedrohlich, aufregende/erregende Stimmungen im Kontrast zu den düsteren (häufig betörenden), dramatische Rhythmisierungen, introspektive wie vollmundige Stücke, kraftvoll schleppend, unbegleitete Vocals in slow motion, getragen und fast feierlich, minimalistisch, old-fashioned Irish Folk nur in Nuancen verändert (das aber wirkungsvoll), repetitiv, und mehrfach total hypnotisch, suggestiv! Sehr besonders sind zudem viele grandiose Arrangements, wobei mich auch der Klangfarbenreichtum/die große Palette verwendeter Instrumente begeistert, bisweilen originär kombiniert und gespielt. Live wie im Studio kommen u.a. Geige, Bratsche, Akkordeon, Harmonium, Dudelsack, Flöte (selten), Akustikgitarre, Orgel, Mandoline/Banjo zum Einsatz. Das oben erwähnte Rocky Road To Dublin gehört wie The Wild Rover zu den vielen Höhepunkten, einfach fantastisch ist das lange Go Dig My Grave von False Lankum, ein Monument. In langen Phasen exorbitant faszinierende Musik, eine große dicke Empfehlung! (detlev von duhn)
noch mehr von Lankum