Lankum: False Lankum - Hilfe
hilfe

Lankum - False Lankum

Cover von False Lankum
Lankum
False Lankum

Label Rough Trade
Erstveröffentlichung 24.03.2023
Format 2-LP
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 25,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Wer jemals bei einem Lankum-Gig war, kennt die Energie, die diese Band erzeugen kann. Der unverwechselbare Drone-Sound, der sich durch ihre Arbeit zieht, hat die Kraft, einem den Boden unter den Füssen wegzuziehen und erzeugt dabei einen einmaligen Klang.

Unser Rezensent über das neue Album:
Die Iren wurzeln im traditionellen Folk ihrer Heimat, sie begannen auch entsprechend (bevor sie Lankum hießen), wissen diese Musik wunderbar und berührend zu interpretieren. Aber sie gehen seit einigen Jahren weit darüber hinaus (und das in ganz anderer Art als manch Kollege dies tut), in oft ziemlich langen bis schon fast ausufernden faszinierenden Stücken (fast alle, abgesehen von ein paar Miniaturen, bringen es auf mehr als 5 Minuten).

Schon der Opener steckt das Terrain ab (in besonders kompromißloser/radikaler Weise): Er beginnt ganz „klassisch“, unbegleitet bis spartanisch (v.a. Akustikgitarre), klingt aber schon bald ziemlich bis frappierend düster, wenn weitere Instrumente hinzukommen, sich steigert, gemeinsam mit der Dichte und Intensität des Arrangements, in Form vkaum identifizierbarer Drones. Grell durchdringenden Keyboards, alarmistischem Aufflackern (Geige?? E-Gitarre??), minimalistischen Drum-Schlägen, kongenial gesungen von der formidablen Radie Peat enorm hypnotisch, eine enorme Sogwirkung, absolut großartig! Die Swans kommen mir in den Sinn.

Im Anschluß bildet erneut harmonische Folk-Musik mit Akustikgitarre (und ebensolchen friedlichen sanften diesmal männlichen Vocals - alle in der Band singen lead und Harmonies) die Basis, doch wieder tragen nun einsetzende flirrende tolle Orgel (Synth?) und Streicher-Drones zu einer ausgesprochen dunklen bis irgendwie bedrohlichen Stimmung bei, sehr im Kontrast zum Gesang (später erscheint noch die jetzt engelsgleiche Stimme von Peat auf der Bildfläche). Nachfolgend gibt es u.a. straight von akustischen rhythmisch-repetitiven Gitarren angetriebenen ansatzweise leicht manischen Folk, der plötzlich eine kraftvolle rockige Note bekommt, mitsamt durchdringenden „hellen Drones“, um zu einem manipulierten packenden Reel zu mutieren, immer düsterer unterlegt; 2x entspannten und in einem Fall einfach wunderschönen Irish Folk, mal teils ungeheuer fragil, zart und ein bischen melancholisch, mal irgendwann mit eher konventionellem Streicherteppich ausgestattet sowie dezenteren Drones, die ausnahmsweise kaum dunkel wirken; anderswo erhält eine zunächst liebliche leise Ballade nur ein minimal unheilvolles Flair, eine weitere füllt sich nach sanftem „nacktem“ Beginn ganz langsam mit drohenden Gothic-Drones, die aber nicht die Oberhand gewinnen, ehe nach einem Break in hypnotischer Weise noch einmal Swans- (oder Angels Of Light-) Erinnerungen auftauchen, mittels u.a. repetitiver Streicher.

Ein fröhlicher Reel (allerdings schon etwas dunkler gefärbt von Concertinas) fängt an zu grummeln und klingt schließlich wie auf dem Rangierbahnhof, am Schluß geisterhaft. Der mit 13 Minuten längste Track entzieht sich einer genauen Beschreibung, zelebriert so etwas wie, hmm, exquisiten innovativen Folk Pop ohne traditionelle Grundierung und abseits gewohnter Pfade, bevor eine partiell sogartige Überwältigung beginnt durch schwelgend-dräuende Düsternis mit Industrial-Untertönen, hin zu kakophonischen Crescendi/Klangwänden. Die schon angesprochenen Miniaturen weisen gern einen geheimnisvoll-finsteren Charakter in Schräglage auf (Dissonanzen im Folk-Kostüm). Bei all dem sind die verwendeten Instrumente oft schwer abzugrenzen, u.a. werden neben den bereits erwähnten Harmonium, Akkordeon, E-Gitarre, Hammered Dulcimer, Hurdy Gurdy, gestrichenes (!) Piano und Banjo, auch Loops benutzt. Nur 2 Originale, sonst Traditionals/Covers sehr alter Songs, auch mal schottischer Herkunft.

Insgesamt womöglich ihr differenziertestes und schlüssigstes Album bislang, ziemlich einzigartig, eine große Empfehlung! (detlev von duhn)

noch mehr von Lankum