Charlie Parr - Little Sun
Rezension
Eine erstaunliche Kehrtwende. Zum ersten Mal nicht komplett live (im Studio) eingespielt, teils auch mit Overdubs. Und „richtig“ produziert, von einem der besten, Tucker Martine (der u.a. mit REM, Decemberists, Sufjan Stevens, Mavis Staples, Jayhawks, The National arbeitete). Ich liebe viele alte Alben von ihm, die waren meist sehr rauh, unbehauen, spontan, phasenweise auch repetitiv bis beinahe archaisch. Und großteils ziemlich reduziert. Hier dagegen: Die allumfassende Roots-Grundierung ist zwar geblieben, die (in sich verschiedenartige) Instrumentierung aber eine andere: Warm und harmonisch/organisch arrangiert, eingespielt mit kompletter Band inklusive Rhythm Section, akust. und (überraschend häufig) E-Gitarre, etwas Slide, Piano, Orgel/Keyboards, zwischendurch Geige/Cello, Harmonica, Banjo, dezenter Rockeinfluss (partiell, in unterschiedlichem Maße), der frühere stampfende Aspekt ist fast verschwunden. 2 Tracks erinnern (entfernt oder deutlich) an The Band (Blues-betont, plus weitere „Americana“-Elemente). Eines der beiden über 7-minütigen Stücke wirkt ein bisschen schwerelos und außerordentlich „lose“ (ohne Rhythm Section zunächst, es entwickelt sich ein freigeistig-rootsiger sehr schöner nun aber rhythmisierter Fluss, ganz auf diverse Saiteninstrumente konzentriert, friedlich relaxt, die volle Roots-Bandbreite großartiger Song!), das andere kommt in Zeitlupe, relativ filigraner ein wenig melancholischer Americana nur mit (E-)Gitarren und Bass, später gesellen sich rudimentäre Drums hinzu, dunklere sachte dröhnende Sounds sorgen für eine ganz eigene eine Spur traumverlorene faszinierende Atmosphäre. Woanders besinnt er sich (mehrfach) auf die von ihm gewohnten uralten Traditionen/Inspirationen, von Country (-Derivaten bzw. Proto-Country) über Blues bis (US-) Folk, jedoch nie puristisch; mal ansteckend und schnell, mal balladesk, mal noch tiefer im Süden verhaftet als sowieso schon. Ein weit überwiegend akustischer Track lässt an Dylan ca. Ende der 60er denken (etwas Folk, etwas Country Blues). Trotz der Unterschiede: Ein exzellentes Album gelingt ihm auch diesmal, natürlich auch mit Hilfe seiner Charakterstimme. Und wegen des Songmaterials! Den Bass bedient übrigens Victor Krummenacher, manchen sicher noch bekannt von Camper Van Beethoven und Cracker, zudem waren u.a. Marisa Anderson und Anna Tivel beteiligt. (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Smithsonian Folkways Recordings
600 Maryland Ave, SW, Ste 2001
Washington, DC 20024
USA
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Dachauer Str. 5-7
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