Rufus Wainwright - Folkocracy
Rezension
23er. Verblüffend. Wollte ich erst gar nicht hören, hab mir auch viel Zeit gelassen seit ( Jahren kann ich mit seinen Alben nur wenig anfangen (mit wenigen Ausnahmen), einige nerven mich regelrecht; ob im Studio oder live, Uralt-Pop, Klassik/Oper oder ein Jazz-(Pop-)Ausflug... Und nun klingt er plötzlich vollkommen anders : Natürlichkeit paart sich mit reiner Schönheit, großteils unter Verzicht auf jeden Pomp.
Nicht immer ist das Ergebnis so toll wie bei den (nicht seltenen!) Highlights, aber richtige Ausfälle gibt´s nicht. Wie der Titel schon andeutet, besinnt er sich auf die Folk-Wurzeln seiner Familie. Nicht zwangsläufig, aber oft auch in der Songauswahl (da stehen eine ganze Menge uralte Traditionals neben Covers von z.B. Mamas & Papas, Peggy Seeger, Ewan MacColl, Van Dyke Parks (der dort selbst mitspielt und ein fabelhaftes Piano beisteuert), Franz Schubert, Neil Young, Moondog (!), schließlich ein eigenes altes Stück.
Nicht nur singt er so gut wie selten zuvor (nicht over the top!), er hat einen ganzen Sack teils mächtig überraschender, oft vorzüglicher Partner dabei, die immer wieder kongeniale bis geradezu himmlische Duett- und Harmony Vocals beisteuern (und es kaum einmal nur bei Backing Vocals belassen, ab und zu gibt´s einen kleinen Chor). Und ebenso exquisite Musiker, darunter Greg Leisz, Andrew Bird, Richard Parks, Blake Mills, David Pitch und Mitchell Froom, der auch co-produzierte und für die Songauswahl mitverantwortlich war.
Das Ergebnis bewegt sich zwischen relativ unbestimmtem Slow Motion Folk (teils wundervoll innig, gefühlvollst, sogar schwebend im Raum, sporadisch Folk-Country-Hybriden (ganz in Ruhe und sparsamst instrumentiert, oder auch im Verein mit Pop-Elementen, jeweils in den 30ern/40ern grundiert), mehrfach Folk Pop in verschiedenen Spielarten (z.B. von den 60ern beeinflußt, was den Popanteil betrifft, mal etwas fülliger arrangiert), betörendem traditionellem Folk im sanften Fluß (in einem Fall hawaiianisch orientiert!), schließlich eine Art Kunst Pop im besten Sinne (mit Folk-Beigaben) sowie eine ziemlich klassische pure Piano-Ballade und das besagte introspektive ganz zart/wortlos gesungene Schubert-Stück, das nicht gerade wie typische Klassik klingt.
Die großartigen Höhepunkte beinhalten einige der steinalten Traditionals, vor allem Down In The Willow Garden (mit einer blendenden Brandi Carlile), Shenandoah (solo gesungen) und Wild Mountain Thyme (featuring u.a. Martha Wainwright und Anna McGarrigle plus weiterer Verwandtschaft), dazu Heading For Home (ungemein geschmackvoll arrangierte Streicher, die ansonsten nur selten auftauchen, mit John Legend in erstaunlicher Pracht-Form), Neil Youngs Harvest (das läßt sich einfach nicht besser covern, Andrew Bird und Chris Stills assistieren), sein eigenes Going To A Town (mit Anohni, wundervoll!), und Alone (mit Madison Cunningham). Weitere Gesangspartner/innen sind Susanna Hoffs von den Bangles + Sheryl Crow, David Byrne, Nicole Scherzinger (eher Backing Vocals), Chaka Khan (ebenfalls weit besser als ich gedacht hätte), noch einmal Martha Wainwright. Weit überwiegend wird sich auf akustisches Instrumentarium beschränkt, in großer Vielfalt und klasse gespielt. Klare satte Empfehlung! (detlev von duhn)
Tracklisting
1. Alone (feat. Madison Cunningham)< |
>2. Heading for Home (feat. John Legend)< |
>3. Twelve-Thirty (Young Girls Are Coming To The Canyon) [feat. Susanna Hoffs, Chris Stills & Sheryl Crow]< |
>4. Down in the Willow Garden (feat. Brandi Carlile)< |
>5. Shenandoah< |
>6. Nacht und Träume< |
>7. Harvest (feat. Andrew Bird & Chris Stills)< |
>8. Going to a Town (feat. Anohni)< |
>9. High on a Rocky Ledge (feat. David Byrne)< |
>10. Kaulana Na Pua (feat. Nicole Scherzinger)< |
>11. Hush Little Baby (feat. Martha Wainwright & Lucy Wainwright Roche)< |
>12. Black Gold (feat. Van Dyke Parks)< |
>13. Cotton Eyed Joe (feat. Chaka Khan)< |
>14. Arthur McBride< |
>15. Wild Mountain Thyme (feat. Anna McGarrigle, Chaim Tannenbaum, Lily Lanken, Lucy Wainwright Roche & Martha Wainwright) |
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