Howe Gelb - The Coincidentalist / Dusty Bowl (lim.ed. Gold Vinyl)
Rezension
Wiederveröffentlichung zweier Alben als 2-LP auf Goldfarbenem Vinyl, Gatefold und download
The "Coincidentalist" von 2013 und "Dust Bowl" (erstmals nun auf Vinyl) sind zwei Howe Gelb Alben voller Zufälle und Zufälligkeiten. Eine Fundgrube, in der sich alle Genres von Alt-Country bis zu Cohen-artiger Grandezza afinden lassen.
Beide Alben sind ein toller Querschnitt durch sein chamäleonartiges Repertoire.
Unser Rezensent beschreibt das anläßlich von The Coincidentalist so:
Ein neuerlicher Howe-Hakenschlag, und wieder steht man zunächst verstört vor dem Dargebotenen. Dabei ist dieser Solo-Spaziergang, diese radikale Reduzierung auf minimale Mittel streng genommen der schon fast notwendige Gelb-Schritt nach der Opulenz seiner gigantischen Gian Giant Sand-Oper. Lässig-leger kommt der Coincidentalist daher, vieles klingt scheinbar verspielt, mancher Song wirkt zunächst wie eine schiere Skizze, aber nach der anfänglichen Verunsicherung folgt fast beiläufig das Verständnis, erlaubt das wiederholte Abtauchen die Einsicht in Tiefen, die man zunächst nicht für möglich hielt. Denn versteckt in den überschaubaren Arrangements, in den mal in Club-Besetzung, mal im Alleingang dargebotenen Stücken entfaltet sich fast nebenbei die Essenz des bislang Erreichten, sieht man mal im flammenden Vordergrund, mal in lapidaren Randbemerkungen, in leisen Nuancen die Glanzlichter der Gelb-Geschichte vorüberziehen, roh twangender Alternative Country, Gospel-Untiefen, weher Wüstenwind, Garage-Americana, mexikanisches Saitenspiel, lässiger Swing und verrauchter Bar-Jazz, ohne dass es den charmant croonenden Tonhöhen-Ignoranten hörbare Mühe kostete. Zwischen anheimelnd verstimmtem Standklavier und perfekter Steel Guitar, zwischen tastend-tupfendem Bass, roh verzerrter E-Gitarre, sanft gebestem Schlagwerk und den perfekt passenden Gaststimmen von Bonnie Prince Billy und KT Tunstall entfaltet sich die Vision eines einzigartigen Karg-Country-Künstlers, der die roh-ursprüngliche Kraft des Moments, die elementare Energie des Entwurfs einmal mehr der prallen Perfektion vorzieht. Und genauso, wie man beim wiederholten Abtauchen die Feinheiten der Gelb-Kunst entdeckt, die versöhnlichen Klänge hinter der anfänglichen Verstörung, so gewinnen die elf Songs schließlich das Herz, bemerkt man das beifällige Beinwippen, die Rührung der Seele, die der kratzig-knarzige Crooner einmal mehr zu erreichen weiß. Konzentration auf den kargen Kern, Reichtum in der lässig-kunstvollen Verknappung, Reduktion als zwangsläufige Reaktion auf den Tuscon-Bombast. Der Gelb-Jünger folgt offenen Auges, wohl dem, der sich einlassen kann. (cpa)
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