Chantal Acda - Bounce Back
Rezension
Wer glaubt, die belgische Fein-Tönerin hätte uns in allen bereits durchlebten Inkarnationen sämtliche Türen in ihrem weiten Folk-Phantasiereich gezeigt und geöffnet, der sieht sich mit ihrem zweiten schillernden Solo-Studiowerk für Glitterhouse ebenso erfreut wie positiv überrascht, denn mit einer wohlgewählten Musiker-Mannschaft (darunter Shazad Ismaily, Eric Thielemans und Bill Frisell), einer flirrend-bunten Instrumental-Palette (akustische und elektrische Gitarren, Klavier, Moog, Bass, Euphonium, Bouzouki, vielfarbiges Schlagwerk) und vor allem der Produktions-Vision eines Phill Brown (Talk Talk, Mark Hollis) gelingt es der samtenen Sanft-Stimme, uns aufs Neue mit ihren ebenso zuckerzart-versponnenen wie immer wieder kraftvoll ausbrechenden Klang-Kleinoden zu verzaubern. Getragen und geprägt von ihrem ungemein weichen, klaren Gesang entfaltet sich vor dem vom ersten Moment an betörten Hörer eine herrlich analoge, in ihrer kaum greifbaren Zeitlosigkeit köstlich-kostbare, auf Singer-Songwriter-Americana-Folk fussende Klangwelt, die in all ihrer Bonnie Prince Billy-verwandten Verletzlichkeit aber durchzogen ist von allerlei Farbtupfern und Filigranarbeiten, instrumentalen Ideen und sparsam gesetzte Effekten, wo sonst trifft man in kargstem Fein-Folk auf eine vehement verzerrte Gitarre oder gar ein Schlagzeugsolo? Dennoch sind all die analogen Synth-Spielereien, Blechblas-Schwebteilchen und klirrenden Klangkristalle organische Bestandteile eines zaubrisch-zarten, von der Lust an der Langsamkeit bestimmten, spürbar verletzlichen Ganzen, das uns die schmeichelnde Schön-Stimme nicht selten ganz allein zur akustischen Gitarre mitten in die Seele haucht, um es sich dort auf Dauer heimisch zu machen. Schon The Sparkle war ein köstliches Kunstwerk, Bounce Back aber zeigt Chantal auf der Höhe ihrer herzwärmenden, fragil-vielschichtigen Fein-Folk-Phantasie. (cpa)
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