Courtney Marie Andrews - Honest Life
Rezension
Leise und zurückhaltend trat dieses 10-Song-Werk in mein Leben, aber schon nach wenigen Momenten wusste ich: Es wurde mehr als höchste Zeit, dass die durchaus vielbeschäftigte Damien Jurado-Gitarristin und Background-Sängerin endlich aus der zweiten Reihe ganz nach vorne tritt. Hier stimmt einfach alles, der gelebte Geist der goldenen Folk-/Country-Rock-Tage, die musikalische Meisterschaft, die herrlichen Melodien und eine Protagonistin, die nicht nur als gesegnete Sängerin und bewanderte Gitarristin glänzt, sondern als Autorin eine Reife an den Tag legt, die nicht nur mich überwältigt („a phenomenal songwriter“, Ryan Adams). Jedes dieser zehn selbstverfassten Cosmic American Music-Kleinode atmet die Seele der seligen Spät-Sechziger/Früh-Siebziger, und dennoch ist dies alles reinster Courtney-Country, egal ob in sonnenstrahlenden Weisen Jackson Browne selbst das Piano zu spielen scheint, oder in melancholischeren Momenten der weise Geist Mickey Newbury's nahezu greifbar durch die Zeilen schwebt. Und in dieser auch klanglich naturbelassenen meisterlichen Melange aus Steel, Slide & Twang, klaren Klavierakkorden und herrlicher Hammond, gebettet in mehrstimmige Chorharmonien verzückt Courtney mit ihrer bewegend-berührenden Stimme, in den hohen Lagen berückend rein und klar, bei den tieferen Tönen dunkelsamtweich, Nähen zur jungen Joan Baez aufweisend, Tift Merritt ungemein ähnlich, auch Feist-verwandt, vor allem aber der jungen Linda Ronstadt mitunter zum Verwechseln gleichend. So wandern die von Reife getragenen Melodien direkt ins Herz, trägt die betörende Stimme ihre gelebten Geschichten in balladesker Breite in Seele und Sinn, nur selten wird das Tempo in Eagles-Gefilde beschleunigt, Courtney's Stärke liegt in der sonnendurchfluteten Ruhe. Und Judy jubelt, der Laurel Canyon leuchtet, und Joni lächelt weise. (cpa)
Countryverwurzeltes Singer/Songwriter-Album von einer Musikerin aus Seattle, die man eher als Gitarristin von Damien Jurado kennt. Dies ist allerdings schon ihr drittes Soloalbum, das mich in seinem eher erwachsenen Sound und auch durch Courtneys optische Erscheinung an die junge Linda Ronstadt erinnert. Stilistisch sind ihre überwiegend ruhig-melancholischen Songs zwischen Country und AOR angesiedelt, mit ebenso viel Piano wie Gitarre. Sie singt mit beeindruckender, offensichtlich countrygeschulter, aber meistens zurückhaltender Stimme, begleitet von dezenten weiblichen Harmonies. Das Ganze wirkt altmodisch bis alterslos, ein Sound der so auch in den frühen 70ern von Musikerinnen wie eben Ronstadt oder auch Emmylou Harris gepflegt wurde. Auch die späteren Produktionen von Iris Dement klingen teilweise durch, wie auch deren stimmliche Brillanz (hier aber weniger tremolierend). Der emotionale Charakter der durchaus am Mainstream kratzenden Songs wird auch mal durch elegische Pedal Steel- oder Streicher-Klänge verstärkt insgesamt ist „Honest Life“ aber eher schlankund erwachsen arrangiert. (Joe Whirlypop)
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