Courtney Marie Andrews - May Your Kindness Remain
Rezension
Ihr letztjähriger Langspieler Honest Life setzte die Erwartungsmarken auf hohe, ja höchste Stufe, auch die nachgereichte Wiederveröffentlichung ihres Erstlings On My Page sorgte da für keinerlei Hoffnungsentspannung eine große Bürde für ein Nachfolgerwerk. Aber anstatt sich an den Erwartungen zu überheben, setzt die Amerikanerin mit der langjährigen Bühnen-Begleit-Erfahrung einfach noch einen drauf, und schenkt uns ein Album voll runder Reife, sehnender Sentimentalität und berührender Ruhe und erfüllt sämtliche Hoffnungen, die wir in sie gesetzt haben. Gemeinsam mit Mark Howard (Lucinda Williams, Bob Dylan, Emmylou Harris) produzierte die beeindruckend klarstimmige Sängerin und begnadete Gitarristin die luxuriös und lustvoll ausgestalteten Country Rock-Klangräume, lässt ihre Stimme auch gern mehrlagig leuchten und füllt die weiten Hallen mit Gospel-beseelten Chorgesängen, Hammond-Orgel-Schwaden, Fender Rhodes-Perlen und Saitenspielereien sämtlicher Steel-, Slide- & Twang-Farbschattierungen. Und während um sie herum ein reich gestalteter Saal errichtet wird, der von souveränem Southern Rock über klassische Country-Elemente bis hin zu breit ausgelebten Roots Rock-Passagen und rauschhaft reinen Gospel-Hymnen reicht, thront Courtneys mitunter fast mädchenhaft klare Stimme, die die gelebte Nähe zur jungen Linda Ronstadt nie ganz leugnen kann (oder gar will), über diesem Meer aus musikalischem Wohlgefühl, das ganz und gar die Luft der Cosmic American Music atmet und dabei die Stil-Türen zu angrenzenden Americana-Arealen stets offen hält. So spürt man ebenso die gelassene Größe goldener Allman Brothers-Tage, die geniale Roots Rock-Reife von The Band, die beseelte Soul-Patenschaft eines Bill Withers, den pianolastigen Neil der Goldrausch-Phase und sämtliche Emmylou-Entwicklungsphasen, von den seligen Gram-Tagen bis hin zur grenzfrei fließenden Lanois-Leichtigkeit, während die Königin dieses grenzenlosen Country Rock-Schlaraffenlandes ihre sanft schneidende Stimme strahlen lässt, dass es eine einzige, bleibende, ja ewige Freude ist. Ein wahrer Cosmic American Music-Traum, wie er heute kaum noch geträumt wird. Country got Gospel hier der beherzt-seelenvolle Beweis. (cpa)
Viertes Album der 27-Jährigen aus Arizona, erneut hart auf den Spuren der Grandes Dames der amerikanischen Country Music. Linda Ronstadt und Emmylou Harris sind offensichtliche Vorbilder von Courtney Marie Andrews, aber auch Iris Dement und
Maria McKee hört man heraus. Stilistisch passt das auch, hier bewegt sie sich zwischen Country und folkangehauchtem Mainstream, ihre einstigen Indie-Roots klingen heute eher erwachsen. Teils schleicht sich ein leichter Gospel-Vibe ein, aber auch ein bisschen Westcoast-Feeling a la Carole King mit lässigem E-Piano ist möglich. Die Produktion von Mark Howard (Lucinda Wiilams, Emmylou Harris, Tom Waits) erinnert ein wenig an Daniel Lanois, räumlich und auch mal mit dieser verhallten Reverb-Gitarre. Womit wir wieder bei Emmylou Harris wären, an der sie sich stimmlich eindeutig und auch erfolgreich orientiert. Dieses countryeske Zentrum ihrer Musik wird vor allem durch die Tasteninstrumente angenehm in Richtung Soul und Gospel aufgelockert: mal mit klassischem Piano, aber auch mit saftiger Hammond Orgel und edlem Wurlitzer. Teils gibt es aber auch kraftvolle, gut geerdete Stromgitarren zu hören. Womit man Courtney Marie Andrews sicher zur ersten Garde der Enkel-Generation der erwähnten großen Heldinnen zählen darf. (Joe Whirlypop)
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