Rezension
Großartig gelungenes Experiment, beeindruckend zu Eigen gemachtes Fremdwerk, nie klang Taylor Swift besser. Zunächst von der Vorankündigung verwirrt, der eigensinnige Hohepriester des Alternative Country wollte ein komplettes Album der abtrünnigen ehemaligen Country-Prinzessin auf eigene Art einspielen, wurde zunächst das massenkompatible Pop-Perlen-pralle Original-Werk zu Rate gezogen. Aber allein der Meister war und ist in der Lage, in dieser ebenso glatten wie tanzbaren Vorlage die innewohnende melodische Macht zu erkennen und in einen 13-Song-Reigen zu verwandeln, der mich nicht nur beeindruckt, sondern überwältigt. Spätestens seit der Wonderwall-Wunder-Version des Whiskeytown-Kopfes hätte man wissen müssen, dass der Americana-Eigenbrötler ein wahrer Magier ist, wenn es darum geht, Fremd-Feder-Schmuck zu einzigartigen Adams-Eigenheiten machen, mit welcher Wandelbarkeit, mit wieviel herzgreifendem Gefühl er aber selbst uns Charts-fernen Wesen bekannte Weisen wie Blank Space, Shake It Off und Bad Blood in sein ebenso Heartland-/Roots-Rock getriebenes wie Singer-Songwriter-Folk geprägtes Idiom übersetzt, ist schlicht einzigartig. Wenn sich aus einem einstigen Charts-Stürmer plötzlich die vulnerable akustische Folk-Kargheit als wahrer, tiefer Kern herausschält, und Shake It Off einem I’m On Fire-Pastiche gleich die Nerven des Springsteen-Jüngers zum Erzittern bringt, Byrds, Tom Petty und The Smiths plötzlich zu den musikalischen Eckpunkten der Swift’schen Welt werden, dann spürt man nachhaltig, dass es Adams eben nicht nur um den Spaß beim Spiel mit den mannigfachen Möglichkeiten ging, sondern er in den 13 Ur-Swift-Songs das Bleibende, Bemerkenswerte entdeckte und auf ureigene Americana-Art zum Vorschein brachte. Und, man möge mir dieses Urteil erlauben, so eines seiner besten Alben der letzten Jahre schuf. Swift-Songreigen in Americana-Alabaster gehauen. (cpa)
noch mehr von Ryan Adams