Richard Thompson - Music From Grizzly Man
Rezension
Das remasterte und neu verpackte Set "Music From Grizzly Man" enthält das gesamte nicht mehr erhältliche Material, das Richard Thompson für den von Fans und Kritikern gefeierten Dokumentarfilm über Leben und Tod in der Wildnis Alaskas aufgenommen hat, und ist eines der bestgehüteten Geheimnisse in seinem legendären Katalog. Der britische Gitarrist Thompson hatte den Soundtrack 2005 für Werner Herzogs Dokumentar-Film "Grizzly Man" komponiert, live eingespielt im Studio zu Herzogs Filmmaterial - meist allein, manchmal in kammermusikalischer Besetzung mit Cello, Klavier und Schlagzeug. "An instrumental masterpiece disguised as a movie soundtrack." - David Fricke Der Soundtrack wurde an zwei Tagen in den Fantasy Studios in Berkeley, Kalifornien, mit dem Produzenten Henry Kaiser aufgenommen. "Music From Grizzly Man" besteht sowohl aus intimen Solo-Kompositionen als auch aus Material, das in kammermusikalischer Besetzung aufgenommen wurde. Jim O'Rourke (Klavier, Gitarre), Danielle DeGruttola (Cello), Damon Smith (Kontrabass) und John Hanes (Perkussion) schufen gemeinsam mit Thompson zarte, detaillierte Melodien und leise, sinnliche Improvisationen. Die Solo-Aufnahmen sind intime Meditationen - vom akustischen Opener "Tim & The Bears" bis zur langen Nacht von "Treadwell No More", einer erschütternden Dunkelheit in schneidenden Höhen und Tremolo-Zittern. Werner Herzog sagte 2021 gegenüber The Guardian: "Die Wahl von Richard Thompson [für "Grizzly Man"] war offensichtlich, es brauchte nicht mehr als fünf Sekunden Bedenkzeit." MOJO bezeichnete das Album bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2005 als "eines der besten Werke von Thompson in seiner Karriere". Thompson selbst sagt über die Aufnahmen: "It was such a joy to be invited to work with Werner, one of the great visionaries of cinema. I think what we achieved in two days is remarkable, and the pieces stand up well on their own merits."
Unser Rezensent dazu:
Kurz nach Richard Thompsons erfreulichem letzten Album “Front Parlour Ballads” kommt der Meister nun mit einem Soundtrack für den zuletzt doch ziemlich abgetauchten Werner Herzog, der mit Filmen wie “Aguirre” oder „Stroszek“ ja mal Deutschlands bester Regisseur neben Fassbinder war - wie ich finde. In den letzten Jahren kam aber nicht mehr viel („Invinsible“), umso erfreulicher, dass Herzog mit seinem neuen Film „Grizzly Man“, einer Doku über Timothy Treadwell, einen fanatischer Tierschützer, der jahrelang in der Wildnis von Alaska lebte, um das Leben von Grizzlybären zu erforschen, zumindest beim amerikanischen Sundance-Festival sehr gute Kritiken bekam. Einen offiziellen Starttermin gibt es hierzulande aber noch nicht. Keine Ahnung, wie es Werner Herzog im kommerziellen Karriere-Tief dann aber schafft, den großen Richard Thompson samt Produzent Henry Kaiser und Jim O’Rourke ins kalifornische Studio zu kriegen, um einen stimmungsvollen Instrumental-Score einzuspielen, der sich zwischen elegischem Folk und der mäandernden Gitarre von Neil Young in Jim Jarmuschs „Dead Man“ bewegt. Nicht dass Thompson jetzt wie Young klingt, seine gerne leicht angetwangte Gitarre wird wohl für alle Zeiten schon vom ersten Ton an nur nach ihm selbst klingen - aber doch ein wenig wie dessen brit-folkige Variante. Sehr schön kommt diese einzigartige Gitarre mit begleitendem Cello (von Danielle De Gruttola) zur Geltung, während sich die ansonsten ja eher freisinnigen Herren Kaiser und O’Rourke weitgehend als unauffällige Ensemble-Mitspieler betätigen. (Joe Whirlypop)
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