Pharoah Sanders: Pharoah - Hilfe
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Pharoah Sanders - Pharoah

Cover von Pharoah
Pharoah Sanders
Pharoah

Label Luaka Bop
Erstveröffentlichung 15.09.2023
Format 2-LP Boxset
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 48,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Nach den kürzlich erschienenen exzellenten unveröffentlichten Aufnahmen von „Live At Fabrik“ (1980 aufgenommen) kommt nun ein Reissue dieser ´77er LP (im Original absolut unbezahlbar) auf Luaka Bop, von Sanders persönlich kurz vor seinem Tod noch abgesegnet. Das Album klingt ganz anders als der komplette Rest seiner Werke, und es ist auch nicht unumstritten (die Urteile lauten von „zu smooth/zu harmlos“ bis zu „das schönste Stück, das er je aufgenommen hat“, wenn es um das zentrale „Harvest Time“ geht). Bei Letzterem, 20 Minuten lang, verwundert schon die Besetzung: Neben seinem fast durchweg eher sanftem und sehr melodiösem Sax sind lange Zeit ausschließlich eine sacht angeschlagene E-Gitarre und ein vorzüglicher Bass zu hören, beide teilweise etwas repetitiv, alles im ziemlich meditativen beständigen ruhigen Fluss.

Erst in der (tatsächlich tendenziell glänzenden und zudem originellen) 2. Hälfte erscheinen ausgesprochen dezente leise Percussion (nur punktuell) und ein Harmonium (konsequent auf einem Ton an- und abschwellend), die Gitarre arbeitet kurzzeitig ein bisschen agiler und bedingt freier, ein sehr spezifisches friedvolles östliches Flair breitet sich partiell aus, das Sax wird expressiver (ohne gewohnte Free Jazz-Assoziationen wachzurufen). Auf eine bestimmte Art hypnotisch, phasenweise faszinierend! Track 2 (14 Min.), großteils straight, mit zentralem Gitarrenmotiv, einem extrovertierten ausgiebigen Jazz Rock-angelehnten Gitarrensolo, überrascht zwischendurch mit einer Gesangseinlage von Sanders (R´n´B-artig und recht unmotiviert wirkend), beinhaltet feines wildes Saxofon (aber auch melodiöse Parts), Rock-Elemente, ein wenig Afro-Percussion und Orgelbegleitung. Nummer 3 ist kürzer, agiert weitgehend getragen, im Zentrum Orgel (erinnert mich kurz an Larry Young) und fast durch das ganze Stück geisternde weibliche klangmalende Vocals, das Sax-Statement anfangs besitzt gewohnte Qualität. Die beteiligten Musiker sind relativ unbekannt, zwei waren auf anderen Platten von Pharoah zu hören (Steve Neil 20 Jahre später, Lawrence Killian auf mehreren ein paar Jahre vorher), Clifton Jiggs Chase tauchte wenig später bei der Sugarhill Gang und Grandmaster Flash auf!

Tja, und dann wird´s spannend. In Form der beiden unbekannten Bonustracks. Nämlich besagtes Harvest Times in Liveaufnahmen von 1977, in gänzlich anderer Besetzung (u.a. Clifford Jarvis). Nr. 1 ist 18 Minuten lang, klar beschleunigt, Sanders selbst ist aktiver und kraftvoller (verkneift sich jedoch auch hier noch zugunsten einer poetischen Spielweise freie Ausbrüche), wird weitaus kongenialer und im von ihm erwarteten Kontext begleitet: Die Drums diffizil und feinfühlig, ein angedeuteter innerer Groove besticht, das Piano (z.T. E-Piano) steuert tolle Soli bei (und erinnert wie das ganze Stück etwas an Coltrane), eine spirituelle Ader inklusive. Klasse!! Nr. 2 bringt es „nur“ auf 10 Minuten, das Tempo wird noch einmal forciert, die Intensität verstärkt (ohne auf melodiebetonte Phasen zu verzichten), die Parallelen zu seiner Musik direkt in den Jahren davor (und danach) sind endgültig stark ausgeprägt. Auch, was das Sax betrifft, er zelebriert wieder diese so typischen „vokalen“ hochemotionalen explosiven Eruptionen, in Free Jazz-Bereiche hinein (mehrfach, aber nicht wirklich ausgiebig). Der Coltrane-Touch wirkt noch gesteigert, sein bekannter „Ethno-Groove“ setzt weitere Glanzpunkte. Und die letzten Minuten gehören dem Sax alleine, völlig ungebunden, frei.

Große Empfehlung, vor allem wegen der Bonustracks! Zusätzlich gibt´s eine 24-seitige Beilage mit raren Fotos, Archivmaterial, Interviews (u.a. mit Pharoah selbst), Vinyl ist limitiert, die CD-Version wird als Deluxe-Boxset angekündigt. (detlev von duhn)

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