Angel Bat Dawid - Requiem For Jazz (lim.ed. Purple Vinyl)
Rezension
Requiem for Jazz ist eine 12-sätzige Suite, komponiert und arrangiert von Angel Bat Dawid, teilweise inspiriert durch Dialoge aus Edward O. Blands Film "The Cry of Jazz" von 1959. Die ursprüngliche Form der Musik wurde 2019 beim Hyde Park Jazz Festival in Chicago uraufgeführt, wo Angel ein fünfzehnköpfiges Mehrgenerationen-Instrumentalensemble (allesamt schwarze Musiker aus der kreativen Musikszene Chicagos) zusammen mit einem vierköpfigen Chor (mit Sängern des Black Monument Ensemble), Tänzern und bildenden Künstlern dirigierte und aufführte. Angel hat die Aufnahmen der Aufführung gemischt und nachbearbeitet, indem sie Zwischenspiele, Gesang und zusätzliche Klänge hinzufügte und ein Stück aus dem Film "The Cry of Jazz" transkribierte. Im letzten Satz von Requiem for Jazz sind Marshall Allen und Knoel Scott vom Sun Ra Arkestra zu hören. Ihre Beiträge wurden Ende 2020 aus der Ferne im historischen Arkestral Institute of Sun Ra in Philadelphia aufgenommen.Unser Rezensent beschreibt das so:
Die Multi-Instrumentalistin, Vokalistin, Komponistin mit einem knapp 1-stündigen verblüffenden höchst anspruchsvollen Konzeptwerk, Thema ist die afroamerikanische Geschichte. Vocals sind omnipräsent, ob Solo-Gesang (der recht oft verfremdet wird) oder der kleine Chor, ab und zu auch Poetry. Bläser und eine kleine Streichergruppe sind überwiegend dabei, meist gemeinsam, mehrfach Flöte, auch ein (E-) Piano spielt für gewöhnlich mit, gelegentlich ein Synthie bzw. Electronics. Die jeweiligen stilistischen Ausrichtungen sind schwer zu kategorisieren. ( Vorab: Wenn ich nachfolgend von (Neo-) Klassik schreibe, ist keinesfalls „normale“ herkömmliche Klassik gemeint. Eher eine in den Gesamt-Kontext nahtlos integrierte „Neue Musik“/ Avantgarde.) Also, ein paar Beispiele aus Requiem For Jazz: Mehrfach hört man hier klasse verzahnte Bläser- und Streicher-Arrangements zwischen Neo-Klassik und Jazz, dazu Gospel-inspirierter, mehrstimmiger Gesang. Ebenso gibt es getragene, emotionale, aber kaum begleitete Vokal-Arrangements, wunderschöne, zwischen Neo- Klassik und (klar dominierenden) schwarzen Traditionen.
Dann wieder eine stark rhythmisierte Melange aus World Music + Jazz + Avantgarde. Oder Electro-Grooves + verfremdete Poetry. Einige Male blitzt in den 50ern verwurzelter, swingend-groovender Jazz + Blues auf, wie auch kurze Gospel-Elemente + traditionell-avancierte Vocals. Spiritueller, befreiter Jazz trifft wahlweise Poetry oder Neo-Klassik-Gesang. Vocoder über Modern Grooves. Betörende Klassik-nahe Gesangsarrangements in etwas modernerem Kontext, traurig und stark Tempo-reduziert. Chor und Oper trifft Free Jazz. Broken Beats im Avantgarde-Kleid samt dezenten Hip Hop-Anleihen. Und schließlich, gegen Ende, werden Neue Klassik und Black Music-Traditionen im Chor verschmolzen, begleitet von Bläsern, geheimnisvollen Electronics, Streichern und Drums. Zur Besetzung gehören bei diesem track ein sehr markanter Marshall Allen und Knoel Scott, beide vom Sun Ra Arkestra. Womit wir bei einer, oder vielleicht DER Haupt-Inspirationsquelle sind, nämlich "The Cry Of Jazz". Der 1959 in Chicago entstandene, innovative Film - legendär und mittlerweile in die Library Of Congress aufgenommen - war gespickt mit Auftritten von Sun Ra. Alles in allem: In dieser geballten Form habe ich ein derartig vielschichtiges Album selten gehört, es hagelte ziemlich begeisterte Besprechungen überall. Zwar ist es ein schwieriges, nicht leicht konsumierbares Werk, das einige Konzentration verlangt, aber eben auch ein wirklich faszinierendes. (detlev von duhn).
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Gerichtstr. 35
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Deutschland
www.k7.com
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