Tony Allen - There Is No End
Rezension
Drum-Grooves für die Ewigkeit - Tony Allens letztes Aufnahmeprojekt
“There Is No End” ist ein einzigartiges Hip-Hop-Album, an dem Tony Allen bis zu seinem letzten Atemzug gearbeitet hat. Als der legendäre Afrobeat-Drummer am 30. April 2020 wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag in Paris verstarb, versetzte sein völlig überraschender Tod die Musikwelt in eine Schockstarre. Annähernd 60 Jahre lang war er der pulsierende Herzschlag des Afrobeat gewesen, den er in Fela Kutis Highlife-Jazz-Band Koola Lobitos und bei Africa '70 kreiert hatte und danach immer wieder verfeinerte und so variierte, dass er mit Künstlern der unterschiedlichsten Genres zusammenspielen konnte.
Bis kurz vor seinem Tod hatte der vor Energie sprudelnde Schlagzeuger unermüdlich an einem neuen Projekt mit jungen Rappern, Sängern und Produzenten gearbeitet, das den Titel “There Is No End” erhalten sollte. Doch dann starb er, bevor die meisten der von ihm auserwählten Künstler/innen Gelegenheit hatten, ihre Aufnahmen mit ihm zu machen. Glücklicherweise hatte er zu diesem Zeitpunkt mit dem französischen Produzenten Vincent Taeger (der selbst Schlagzeuger ist) bereits die Grooves aufgenommen, die nun die federnde Grundlage für sein letztes Album bilden.
“I play yours, you play mine. The music never ends.”
Die Weisheit von Tony Allens Worten war so tiefgründig wie seine Grooves, und diese beiden Sätze, die in “Tony's Praeludium” das ihnen folgende Dutzend Songs ankündigen, fangen den Geist von “There Is No End” wirklich treffend ein. Tony Allen war ein Mann, der “in Rhythmen hineingeboren wurde”. Er spielte Tausende von Grooves für Alben ein und unzählige mehr auf Bühnen in aller Welt. So vielfältig wie seine Grooves waren auch seine Kollaborationen, seien es jene vor einem halben Jahrhundert mit Fela Kuti und Ginger Baker oder die in der jüngsten Vergangenheit mit Damon Albarn und Bernard Purdie. All das macht deutlich, dass das vorliegende Album, obwohl es die Coda einer legendären Karriere markiert, noch weitere Generationen von Musikern, Künstlern und Fans, die es hören, inspirieren wird.
“There Is No End” ist ein durch und durch einzigartiges Album. Bei der Erstellung des Konzepts wurde Tony Allen von dem Wunsch getrieben, mit jüngeren Künstlern und insbesondere Rappern der neuen Generation zusammenzuarbeiten und ihren Stimmen in einer Zeit globaler Unruhen Gehör zu verschaffen. Dabei wollte er diese Stimmen nicht unbedingt als “Waffe” für einen bessere Zukunft einsetzen, wie es einst Fela in seinen knallharten politischen Songs tat, sondern vielmehr als Medizin zur Heilung einer gespaltenen Welt. Und das ist vielleicht noch nie so wichtig gewesen wie gerade jetzt.
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