Jeb Loy Nichols - Long Time Traveller
Rezension
Schändlicherweise fand dieses Album im Jahr 2010 lediglich eine limitierte Veröffentlichung im fernen Japan, jetzt ist es auch ganz regulär via On-U Sound in Europa zu haben – die Original-Produktion von Adrian Sherwood wurde erneut ganz frisch abgemischt und das Ganze um 11 Bonus-Tracks erweitert (CD-Version kommt als Doppelalbum, Vinyl mit Downloadcard für die Bonus-Songs), darunter diverse nur leicht abweichende Alternativer Mixes, aber auch noch mal Klassiker wie „Salt Of A Fallen Tear“. Und das Album klingt einfach wunderbar, eingespielt mit den Granden der britischen Reggae-Szene (Dub Syndicate und Roots Radics), angenehm schlicht und konsequent reduziert im Sound, was Jebs einzigartige Karamell-Stimme perfekt zur Geltung bringt. Im Promo-Info wird wieder mal seine Pionierarbeit im Fusionieren von Country und Reggae hervorgehoben, auf „Long Time Traveller“ ist letztlich aber so gut wie nichts mehr von seinen Country-Roots im Stil der wunderbaren Fellow Travellers übrig geblieben, denn dies ist ein lupenreines Reggae-Album im Lovers Rock-Stil, also eindeutig in Richtung von Leuten wie Bunny Wailer und Ijahman (Mitte bis Ende der 70er) und Gregory Isaacs (Anfang der 80er). Mit ganz sanften kleinen Dub-Echos verziert, auch mal mit Melodika verschönert, grooven die 10 Songs tiefenentspannt und überwiegend im unteren Tempo dahin – einer („I’m In Need Now“) schöner als der andere („Moving Time“). Schon erstaunlich, welche Karriere der Bursche aus dem Mittleren Westen der USA gemacht hat: von rootsigem Country-Sound nach London ins On-U Sound-Universum zwischen Neneh Cherry und John Lydon, später dann Compilateur der großartigen „Country Got Soul“-Alben und nebenbei noch ein einzigartiger Gestalter mit ganz eigenem Stil (u.a. fürs Reggae-Label Pressure Sounds). Jetzt also Reggae pur von Jeb Loy Nichols – besser fand ich ihn noch nie, das Album läuft im Dauer-Repeat. (Joe Whirlypop)
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