Oceansize - Everyone Into Position (lim.ed. Yellow Splatter Vinyl)
Rezension
Das Zweitwerk der Band aus Manchester ist vielerlei Hinsicht elementar, in allen erdenklichen Formen strömt das machtvolle Werk auf uns ein, bricht über uns herein wie eine meterhohe Wogenwand, besänftigt wie ein warmer Sommerregen, schlägt ins Gesicht mit der Kraft eines Orkans, entlässt schließlich – ermattet und glücklich – in die weiten, unergründlichen Tiefen des Ozeans. Die 10 vielschichtig angelegten Songepen (67 Minuten Spielzeit) zeigen mir den strahlenden Weg in die Zukunft des progressiven Rock, das phantasie-berstende, volltönende, dicht gewobene Netz aus kraftvoll-verspieltem Schlagzeug, mächtigen, brettharten, aber auch filigran verzahnten Gitarren und Bässen und in allen Farben schillernder Keyboard-Vielfalt, dargereicht in ausufernd-wogenden Instrumentalpassagen, dann wieder gekrönt von gefühlvoll-warmem Gesang bietet alles, was dem Liebhaber des artifiziellen Rock am Herzen liegt (vom ganz großen Genesis-Theater bis zu dunkel-dräuender Tool-Macht). Darüber hinaus aber lassen Oceansize auch alles einfliessen, was der Begriff Progressive für das Hier & Jetzt bedeuten kann: Die mystisch-bodenentrückten Radiohead-Schwebstoffe, die Klangwellenberge von God Speed You Black Emperor und nicht zuletzt die unbändige Kraft stahlharter Metal-Gitarren. Denn trotz der sanften, unterschwellig fiebernden Ruhephasen des Albums, die den pulsierenden Ohren etwas Ruhe gönnen, ist Everyone deutlich härter als Effloresce ausgefallen und entwickelt eine ebenso ungeheuer wie unwiderstehlich mitreissende Macht. Effloresce war groß. Everyone Into Position ist Ozean-groß. (cpa)