Ax Genrich - In A World Of Dinosaurs
Rezension
Eine rauschhafte Raumreise durch den Kraut-Kosmos, herrlich ausufernde Improvisationsflüge in ein Land jenseits der Zeit, deftig-heftige Droge für Gitarrensüchtige, endlose Eskapaden als akustische Fluchten aus dem trist-traurigen Alltag. Den Saiten-Klang-Künstler Ax Genrich eine Legende zu nennen, träfe den Punkt nicht perfekt, rückte der experimentierfreudige Meister-Handwerker sein Schaffen doch eher selten in den Vordergrund der Musikgeschichte; und dennoch prägten seine Klangräume-auslotenden Gitarren-Grenzgänge einen wesentlichen Teil der Krautrock-Historie, wären die frühen Guru Guru-Großtaten ohne seine vielfarbig sprühenden Saiten-Phantasien nicht denkbar. Bis heute verfolgt Genrich konsequent seine Genre-Grenzwanderung, mal im Verbund mit alten Wegbegleitern, mal mit frischen Gesichtern, stets den zerrenden Zeitgeist negierend, dem elektrisierenden Exzess in endlosen Epen erfolgreich auf der Spur. Auch mit seiner 2014er Klangreise gelingt ihm dabei das Kunststück, bei aller Lust am ausufernden Rausch, am Experiment, am Brechen von alltags-gelähmten Hör-Barrieren, den Song, den Groove, den Hang zur Harmonie nie aus dem Auge zu verlieren, kehrt er auch aus den äußersten Raum-Randbezirken an der Grenze zur kreativen Kakophonie stets zurück in den Schoß des schwebend-schönen Schalls, des rauh-reifen Hard-Rock, des grandios gründelnden (Blues-)-Grooves. Treue Weggefährten auf dem köstlichen Kraut-Rock-Pfad sind ihm dabei Mario Fadani und Steff Bollack, die ungemein versiert-vielfältig, variabel und variantenreich mit Schlagwerk und Bass das farbige Fundament für das magische Mäandern des Meisters legen, und sich im feinnervig-fiebernden, mit Wüstenwinden, Wort-Fetzen und Tier-Lauten gewürzten Klang-Kosmos neben der elektrisierend allmächtigen Gitarre als kongeniale Trio-Partner bewähren. Als gern gehörte Gäste schließlich tragen Rolland Schaeffer (mit ausschweifendem Saxophon), Matz Kraus (als beeindruckender Sänger) und Urzeit-Weggefährte Mani Neumeier (mit einem schillernden Schlagzeug-Solo) zur finalen Abrundung dieser hochwillkommenen, rundum ergötzlichen Zeitreise bei. Alterslose Alternative zum gewohnten Alltags-Brei. So etwas wird heute gar nicht mehr gebaut? Wird es doch. Und das ist gut so. (cpa)
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