Taj Mahal & Ry Cooder - Get On Board
Rezension
Knapp sechs Jahrzehnte nach ihrer ersten gemeinsamen Session melden sich Ry Cooder und Taj Mahal mit einem gemeinsamen Studioalbum zurück – auf dem sie sich vor zwei Ikonen des Piedmont Blues verneigen, deren Werk sie schon ihr ganzes Leben begleitet und inspiriert: GET ON BOARD: THE SONGS OF SONNY TERRY & BROWNIE MCGHEE erscheint am 22. April 2022 bei Nonesuch Records. Mit Unterstützung von Ry's Sohn Joachim Cooder (Schlagzeug, Bass), haben Taj Mahal (Gesang, Mundharmonika, Gitarre, Klavier) und Ry Cooder (Gesang, Gitarre, Mandoline, Banjo) insgesamt 11 Songs aus dem langen Katalog der Studio- und Live-Recordings von Sonny Terry und Brownie McGhee ausgewählt und interpretiert, deren Musik sie schon als Teenager in Kalifornien für sich entdeckt hatten. Taj Mahal und der damals erst 17-jährige Ry Cooder taten sich dann erstmals im Jahr 1965 zusammen und gründeten The Rising Sons: Sie unterzeichneten einen Deal bei Columbia, doch es kam nie zu einer Albumveröffentlichung, weshalb sie die Gruppe schon ein Jahr später wieder auflösten. Jene ersten Aufnahmen aus den Sechzigern, die schon davor als Bootleg kursiert hatten, sollten schließlich erst im Jahr 1992 offiziell erscheinen. Was auch bedeutet: Get On Board ist ihre erste gemeinsame Aufnahme seit jenen Sessions vor gut einem halben Jahrhundert.
Unser Rezensent hat's gehört:
Wow, 57 Jahre, nachdem sie das erste Mal, blutjung und am Anfang (oder vor) ihrer Karrieren, zusammenarbeiteten, in ihrer Band Rising Sons, nun also ein gemeinsames Tribute-Werk für die Piedmont-Blues-Größen Sonny Terry & Brownie McGhee. Begleitet nur von Joachim Cooders Bass und Percussion/Drums spielen sie akustische Gitarre, akustische Slide, seltener E-Gitarre (teils auch die „klassische“ immer noch so tolle elektrische Slide von Cooder), viel Harmonica, sporadisch Mandoline, Piano, Banjo variationsreich/immer wieder anders kombiniert. Beide singen ausgezeichnet Lead und steuern Backing/Harmony-Vocals bei, für Letzteres sorgt in einem Track zudem das Soul-Trio Ton 3s. Naturgemäß wird hier nichts neu erfunden, ihr Blues ist ziemlich pur (mit gelegentlichen Elementen/Spritzern von Gospel, Folk, je 1x auch Rock und Ragtime), aber WIE sie agieren, machte ihnen (und jetzt u.a. mir) ungeheuren Spaß, ihr Spiel ist so lustvoll, wie man es selten hört, rauh, spontan und herrlich lose (was eigentlich auch auf den Gesang zutrifft), irgendwo zwischen den Polen roh, unbehauen und ungeheuer kraftvoll (fast heavy) sowie vollkommen relaxt/in aller Ruhe, langsam und immens gefühlvoll. Zwischendurch ein bischen swingend oder stoisch rollend, etwas stampfend, oft jedoch effektvollst und ganz natürlich groovend wobei das Schlagwerk geradezu kongenial arbeitet, mal sehr, mal weniger minimalistisch, einfach und dennoch variabel, enorm wirkungsvoll, sporadisch Klatschen. Manchmal loten sie die Grenzen des (vielfach in den 20ern/30ern wurzelnden) Blues aus, und zwar in Richtung noch älterer Vergangenheit, einer Art „Proto Blues“. Die (erstklassigen) Songs stammen alle aus dem Repertoire von Terry/McGhee, viele wurden von ihnen geschrieben, und ehrlich gesagt finde ich einige davon hier sogar noch besser als die Originale! Die im Übrigen in aller Freiheit interpretiert werden, sich von denen teils stark unterscheiden. Eine dicke Empfehlung! (detlev von duhn)
Tracklisting
1. My baby done changed the lock on the door< |
>2. The midnight special< |
>3. Hooray hooray< |
>4. Deep sea diver< |
>5. Pick a bale of cotton< |
>6. Drinkin' wine spo-dee-o-dee< |
>7. What a beautiful city< |
>8. Pawn shop blues< |
>9. Cornbread, peas, black molasses< |
>10. Packing up getting ready to go< |
>11. I shall not be moved |
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