Rezension
Die Chinesen sind bekannt für ihre blumige und umschreibende Sprache. Kin Ping Meh heißt auf Deutsch "Pflaumenblütenzweig in goldener Vase" und die Band hat sich den Namen dem in der Ming-Dynastie (16. Jahrhundert) entstandenen Sittenromans entliehen, der für seine erotischen und auch pornographischen Passagen Berühmtheit erlangte. Gegründet haben sich die progressiven Krautrocker aus Mannheim im Jahr 1969. Bei einem Wettbewerb der "Bild am Sonntag" auf der Hamburger Reeperbahn wurden die fünf Musiker von der Plattenfirma Polydor entdeckt, nach zwei Single-Veröffentlichungen folgte 1971 ihr erstes Album. Der Verkäufe sprachen für sich, die Band tourte fleißig, Trotzdem drehte sich bei Kin Ping Meh alsbald das Besetzungskarussell, ab Album "3" war auch Sänger Geff Harisson (ehemals Twenty Sixty Six And Then) mit dabei. Seine raue, an Rod Stewart erinnernde Stimme prägte entscheidend fortan auch das musikalische Erscheinungsbild der Band. 1977 kam das Ende, in den Jahren von 1971 bis 1977 brachte es Kin Ping Meh auf sechs Longplayer. Zwei von diesen, "No. 2" aus 1972 und "3" aus 1973 werden jetzt überarbeitet und remastered wiederveröffentlicht.
Zudem war die Band für einige Mitglieder auch das Sprungbrett für weitere Karrieren im Musikbusiness: Keyboarder Chris Klöber heuerte bei der Berliner Band Curly Curve an und war Mitglied der der New Wave-Combo Sechserpack, Geff Harrison brachte z.B. 1976 mit "Salford" sein vielbeachtetes erstes Soloalbum raus und hatte mit der Single "Death Of A Clown" einen respektablen Hit und Gitarrist Gagey Mrozeck spielte in den Bands von Edo Zanki und Herbert Grönemeyer und war dort als Co-Produzent und Songwriter maßgeblich am Erfolg der millionenfach verkauften Alben wie z.B. "4630 Bochum", "Sprünge", "Ö" oder "Luxus" beteiligt.
Unser Rezensent schreibt zum Album:
Ich war sehr gespannt, denn die Band aus Mannheim kannte ich tatsächlich nur aus dem Deutschrock-Lexikon. Benannt nach einem chinesischen Literaturtitel, spielte die Band in den 70ern sechs Alben ein, die zwischen Kraut-, Blues-, Hard- und Progressive-Rock gehandelt werden. Ich höre typische Songs jener Epoche, getragen von einer präsenten Gitarrenhärte mit kleinen Prog-Elementen insgesamt aber ziemlich straight. Große Stärke von Kin Pin Meh ist der britische Sänger Geff Harrison, der für akzentfreie Vocals sorgt. Die Orgel bleibt im Hintergrund, die bluesbasierten Gitarren sind recht deftig. Längere Instrumentalpassagen geraten spacig-psychedelisch eben ganz im Stil der Zeit. Auch das satte Produktionsdesign von Großmeister Conny Plank kann überzeugen. Gut gewählt ist auch das Beatles-Cover „Come Together“ mit psychedelischer Härte. Kleine Ausflüge gehen in Richtung Countryrock und Westcoast. Zum „No.2“ Album gibt es zwei Bonus-Songs. Auf „No.3“ gibt es einen vorsichtigen Stilwechsel in Richtung kompakterer Rocksongs, teils auch mit Chordamen. Kerniger, souliger, eingängiger. (Joe Whirlypop)
Tracklisting
CD 1:< |
>1. Come Down To The Riverside< |
>2. Don't Force Your Horse< |
>3. Come Together< |
>4. Together Jam< |
>5. Livable Ways< |
>6. Day Dreams< |
>7. Very Long Ago< |
>8. I Wonne Be Lazy< |
>9. Sometime< |
>10. Sunday Morning Eve< |
>< |
>CD 2:< |
>1. Come On In< |
>2. Random< |
>3. Love Is The Day< |
>4. Rock Is The Way< |
>5. Circus< |
>6. Mrs. Holmes |