Lord Buffalo - Holus Bolus (lim.ed. Green/Gold Vinyl)
Rezension
Der Nachfolger des 2020er Tohu Wa Bohu-Albums! Das neue Lord Buffalo-Album Holus Bolus hat seinen Namen von einer antiquierten Redewendung, die "alles auf einmal" bedeutet. Der graue Dunst, der den Hörer mit einem geschickten Nebeneinander von dröhnender Violine, Gitarren, Schlagzeug und Gesang in den Bann zieht, ist von den ersten Tönen an spürbar.Das Quartett watet zwar in denselben düsteren Gewässern wie seine dunklen, gefühlsbetonten Brüder David Eugene Edwards/Woven Hand, All Them Witches, Emma Ruth Rundle, Earth/Dylan Carlson, Chelsea Wolfe und Nick Cave, doch das kreative Zusammenspiel von Einflüssen aus dem Nahen Osten und westlichem Americana-Folk führt das Album in seine eigene, einhüllende, meditative Richtung.Auf einer schlaftrunkenen Reise durch die Ikonographie der High Plains ist Holus Bolus düster und doch hoffnungsvoll - eine Mischung, die inzwischen zu Lord Buffalos bewährter Gewohnheit geworden ist.
Und das hört unser Rezensent:
24er, die (glaube ich) dritte LP der Band aus Austin. Ihr Sound ist ziemlich unverkennbar, die Stücke unterscheiden sich dennoch ziemlich deutlich: Leicht manisch getrieben mit mehreren Gitarrenschichten hoher Attraktivität, eine davon toll aggressiv heulend-sägend-schleifend. Dazu ein rauhes Geigen-Feature, harmonisch abseitig. Die kompakte Post Punk-Version der Vereinigung von 16 Horsepower und konventionellerem Nick Cave?? (Klingt natürlich gar nicht wie die, auch nicht wie Woven Hand, die im Info genannt werden). Außerdem: Für längere Zeit The End/Doors-Assoziationen (die Spoken Word-Phase), mysteriös, dräuend, rhythmuslos, sodann ein Schwerpunkt bei den recht variablen Gitarren: Drones, Düsternis, Post Punk-Melodiösität. Oder: Geigen-Drones (die irgendwann „monoton“ rhythmisiert werden), kontrolliertes Feedback-Heulen, Klangmalerei im Avantgarde-Modus, wortlose Gesänge, langsame Beschleunigung, kakophone Steigerung. Besonders gut: Knurrend-dräuend-drohende Gitarren, Feedback, ein hämmerndes Piano (?), Trance-Ahnungen in düster pochend für mich deutliche Swans-Paranoia-Parallelen! Letztere, wenn auch in abgeschwächter Form (und diesmal zu den teil-akustischen Momenten der Swans) tauchen in einem weiteren Track auf, wobei die harmonische Schräglage der Geige noch verstärkt wird (punktuell jedenfalls), während sie im Verein mit dunklen sägenden Gitarrenschlieren und Synthies zum Schluss für ein glorioses Sound-Konglomerat sorgt. Ebenfalls sehr reizvoll: Die am stärksten „songhaft“/melodisch orientierte Nummer, die obendrein über einen gewissen Groove verfügt, recht klar in den frühen 80ern (New Wave) wildert, u.a. auf repetitive Gitarren-Motive setzt, aber schließlich auch auf zerstörerische rohe Wall of Sounds (inklusive Geige, ein Hauch Industrial). Bleibt noch: Eine unheilvolle teilweise schleppende reduzierte Post Punk-Tristesse in suggestiv/einsaugend, kurzzeitig tibetanisch beeinflußt? Warum hier im Info u.a. von Americana die Rede ist, anderswo von Dark Folk, erschließt sich mir nicht, die Psychedelic-Zuschreibung kann ich mir wenigstens erklären (ohne sie zu benutzen). Vocals sind übrigens immer dabei, 2x jedoch nicht als „regulärer“ Gesang. Spezial-Tip! (detlev von duhn)
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Tracklisting
1. HOLUS BOLUS< |
>2. SLOW DRUG< |
>3.PASSING JOY< |
>4. MALPAISANO< |
>5. I WAIT ON THE DOOR SLAB< |
>6. CRACKS IN THE VERMEER< |
>7. ROWING IN EDEN. |
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