The Who - WHO (lim. ed. Colored Vinyl)
Rezension
Die trauen sich was … weit davon entfernt, der Welt noch irgendetwas beweisen zu müssen, reduziert auf knapp 50 Prozent der Ur-Mannschaft, macht sich das kreative Zweigestirn auf, uns mit einem Song-Kraftwerk zu überfahren, dessen packende Hymnen perfekt in die Glanzzeit dieser ikonischen Rock-Kapelle gepasst hätten. Anstatt den Altersruhesitz nur noch für Alben voller Standards, Coverversionen oder recyceltem Eigenmaterial zu verlassen, schenkt uns das immer noch kongenial agierende Paar Townshend und Daltrey einen lückenlos packenden Perlen-Reigen, gefüllt mit künftigen Klassikern, die alles bieten, was nicht nur wir Alt-Fans von einem The Who-Song erwarten: Mitreissende, vor Klarheit strahlende Gitarren-Riffs, hypnotisierende Keyboard-Texturen und eine unverändert kraftvolle Rock-Stimme, die bemerkenswert eingängige Melodien mit Kraft, Wucht und Volumen füllt. Daltrey hatte bereits bei seinem nahezu unerwartet gelungenen 2018er Solo-Ausflug nachhaltig die bleibende Strahlkraft seines Gesangs belegt, aber auch Meister Townshend zeigt sich nicht nur als genialer Songwriter und beeindruckender Akkordattacken-Artist, sondern auch als dezent näselnder Sänger auf der Höhe seiner Kunst. Mit der einen oder anderen Beigabe, von dezenten Vocoder-Einsätzen und anderen elektronischen Klangspielereien über iberophile Seitensprünge bis hin zu orchestralem Breitwand zeigt uns das dynamische Duo, dass es weit davon entfernt ist, sich auf alten Lorbeeren auszuruhen, eine voll-satte Produktion sorgt für ein zeitgemäßes akustisches Auftreten, aber es sind die unnachahmlichen, prächtig in den Band-Kanon passenden, The Who-typischen Rock- & Riff-Hymnen, die dies 2019er Saft- & Kraftwerk deutlich über den 13 Jahre zurückliegenden, merkwürdig erinnerungsarmen Studio-Album-Vorgänger hinausheben. Mit der Hilfe von grandios im gewohnten Gruppen-Geist spielenden Beiwerkern wie Pino Palladino, Gordon Giltrap, Benmont Tench, Gus Seyffert und gleich drei großartigen Schlagwerkern (Zak Starkey, Carla Azar und Joey Waronker) werden die wuchtigen Weisen ins perfekte Klang-Licht gerückt und ein rundum erfreuliches, noch lange nachhallendes The Who-Werk erschaffen, welches sich für einen der vorderen Plätze in den Band-internen Album-Charts prädestiniert. Eine grandiose Rückkehr, die selbst den Kenner staunend lächeln lässt. (cpa)
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