Rezension
Neun Jahre ist es her, dass Urlaub in Polen mit der Veröffentlichung ihres fünften Albums Boldstriker auch ihre Auflösung ankündigten. Schlagzeuger Jan Philipp Janzen und Multiinstrumentalist und Sänger Georg Brenner haben aber schon immer eine der seltenen und höchst unwahrscheinlichen Bands gebildet, die trotz anderslautender Marktgesetze den Zusammenhang des eigenen Werks über Trends und Gelegenheiten gestellt hat - ohne dabei zu leugnen, einen je bestimmten historischen Moment zu bewohnen. So wird auf All, ihrem unverhofften, sechsten Album, sofort klar, dass der Begriff der ûReunionë, zumindest im landläufigen Sinn, dieser Angelegenheit nicht gerecht wird. Denn All ist Lichtjahre davon entfernt, einen lauwarmen Aufguss ehemaliger Erfolgsrezepte darzubieten. Stattdessen ist das Album hochgradig ambitioniert und klingt in seinem konzentrierten Vortrag frisch - und doch nicht wie ein Debüt. Denn die erheblichen Vorzüge einer musikalischen Langzeitbeziehung sind an jeder Stelle des Albums merklich. Damit ist nicht nur die Tightness des gemeinsamen Spiels gemeint, die tatsächlich so unfassbar war und ist, wie alle, die Urlaub in Polen live gesehen haben, sagen. Gemeint ist auch eine nur schwer zu erreichende musikalische Ebene der Vertrautheit mit sich und miteinander, die schon immer die musikalischen Erkundungsreisen der Band getragen hat und die die Dynamiken und Strukturen von All im Ganzen austariert. Akzentuiert wird das Spiel dieser Wechselwirkungen durch die Produktion, für die Janzen (u.a. Gründungsmitglied Teil von Von Spar, aktueller Schlagzeuger von Die Sterne und Produzent von Die Sterne, The Field, PTTRNS, Albrecht Schrader etc.) und Brenner auch verantwortlich sind.
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