Sirom - The Liquified Throne Of Simplicity
Rezension
Das vielleicht epischste und bisher mitreißendste Album des "Imaginary Folk"-Trios aus Slowenien. Angetrieben von akustischen, oft handgebauten Instrumenten, spiegeln diese ausladenden Kompositionen den grenzenlosen, kollektiven Geist von Gruppen wie Don Cherrys Organic Music Society und dem Art Ensemble of Chicago wider.
22er des Trios aus Slowenien, das über ein so außergewöhnliches wie immens großes oft exotisches Instrumentarium gebietet, vollkommen singuläre Musik außerhalb sämtlicher gängiger Zuordnungen zelebriert, beständig verblüfft (manchmal aufrüttelnd verstört) und begeistert. 4 Stücke zwischen 16 und 20 Minuten, ein kurzes. Verwendet werden u.a. afrikanische, asiatische und Balkan-Instrumente, z.B. Balafon, Kalimba, diverse Percussion, Gläser, Glocken, Banjo, Harfe, Ukulele, Drehleier, afrik. Streicher und asiatische Bläser (besonders Letztere klingen manchmal grandios), Gitarre, Geige, Bratsche, Guembri, modifiziertes Glockenspiel, klangmalerische Vocals, gelegentlich vermutete ich stattdessen Synthie, Harmonium oder Vibrafon. Es startet mit komplexen/polyrhythmischen Grooves und kontemplativen Stimmungen gleichzeitig (!), hoch attraktiven enorm faszinierenden fremdartigen kaum identifizierbaren Sounds in einem improvisationsreichen hypnotischen Fluß, irgendwie schon mit unbestimmten World-Music- und Jazz-Elementen, vielleicht sogar einer Spur Prog, auf eine gewisse Art auch Avantgarde (weit entfernt von bekannten Formen), aber das trifft es alles nicht… Ein experimenteller völlig eigener musikalischer Kosmos, großartig. Manches trifft auf das nächste Stück zu, in allerdings ganz anderer Stimmung, nicht so dicht, mehr World Music (ohne konkrete Bezüge), andere (und weniger) Klangquellen (keine Percussion z.B., dafür inklusive Drone-Sounds), etwas ruhiger, diffiziler, Jazz fällt flach; nach 10 Min. schwillt die Musik, dräuend, stark an, verliert an Rhythmik, gewinnt an Dichte und Intensität, wird ziemlich frei („Free World-Avantgarde“??). Es folgt ein anfangs leicht japanisch anmutender Track, der alsbald behutsam rhythmisiert wird, ein bischen spooky, geheimnisvoll bis schamanenhaft, in langsam gesteigerter schließlich berauschender Atmosphäre mit suggestiver Sogwirkung, wiederum polyrhythmisch, so seltsam wie toll; später, nach u.a. abruptem Break, wird´s luftig und anmutig, Fernost- und ein klein wenig massiv verfremdetes Appalachen-Feeling inbegriffen. Bei Track 4 passiert viel und in ständiger teils plötzlicher Veränderung, sachte beginnend, stark rhythmisiert fortgesetzt ein Avant-World-Post Rock-Konglomerat on fire, wobei „Post Rock“ hier nichts mit herkömmlichem Verständnis davon zu tun hat, was auch auf nachfolgende Minimal Music-Ahnungen zutrifft. Irgendwann, nach weiteren Richtungswechseln, gewinnen mystische Stimmungen die Oberhand. Das abschließende kurze Stück besteht aus verschiedenen Folklorismen mit dominierendem Saitenanteil. Unglaubliche Musik, innovativ doch nicht ohne tief traditionelle Einflüsse, ab und zu repetitiv angelegt, von enormer Substanz, fast immer einzigartig wirkend. Allen, die Lust auf Neues, Wagemutiges, Unerhörtes haben, kann ich nur dringend empfehlen, sich dieses (und ihr voriges) Werk zuzulegen. (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Glitterbeat Records GmbH
Schlachthofstr. 36a
21079 Hamburg
Deutschland
www.glitterbeat.com
Review
A well-placed crossroads to central Europe, the Balkans and the Adriatic, Slovenia has a rich atavistic topography of mountains, deep forests and karst landscapes to arouse both escapism and inspiration. Drawing on this geography of contemplation and psychic energy, from a country previously swallowed up by Yugoslavia and before that, reaching back centuries, the Roman, Byzantine and Austro-Hungarian Empires, the Slovenian trio of Iztok Koren, Ana Kravanja and Samo Kutin conjure up an extended album of intuitive transcendence and reflection on the unique sounding The Liquified Throne of Simplicity. Finding a home once more with Glitterbeat Records' adventurous, experimental, mostly instrumental, platform tak:til, and following on from the debut I (released in 2016 on the Radio Student label), the much lauded I Can Be A Clay Snapper (2017), and the equally acclaimed A Universe That Roasts Blossoms For A Horse (2019), Sirom's fourth such inventive and illusionary album incorporates some aspects of the former whilst expanding the inventory of eclectic instruments and obscured sounds. For the first time the trio also ignore the time constraints of a standard vinyl record to fashion longer, more fully developed entrancing and hypnotizing peregrinations. This new, amended, approach results in 80 minutes of abstract and rustic folklore, dream-realism, explorative intensity and cathartic ritual. And within that array of realms there's evocations of Jon Hassell's Fourth World experiments, visions of Samarkand, the esoteric mysteries of Tibet, an unplugged faUSt and pastoral hurdy-gurdy churned Medieval Europe.
Tracklisting
1. Wilted Superstition Engaged in Copulation< |
>2. Grazes, Wrinkles, Drifts into Sleep< |
>3. A Bluish Flickering< |
>4. Prods the Fire with a Bone, Rolls over with a Snake (< |
>5. I Unveil a Peppercorn to See It Vanish |
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