Rezension
20er, aus Kalifornien, doch in Irland lebend, abgesehen von einer Cassette und einer privat aufgelegten LP ihr eigentliches Debut-Album. Und was für eins! Sie wurde mit Shirley Collins verglichen, geht aber weit darüber hinaus. Ja, stark von Folk-Traditionen durchzogen, aber zum einen macht sie ein dezidiert eigenes Ding daraus, hängt nicht strikt/kompromißlos an althergebrachten Schemata, zum anderen wird die Musik genauso von irischen, englischen wie Mountain Folk/Appalachen-Einflüssen geprägt. Was sich schon beim Songmaterial zeigt: Ungefähr zur Hälfte Eigenes, uralte Stücke aus den USA (Kentucky z.B.) und aus Irland. Ihre Stimme kommt klar, unverstellt, natürlich und schmucklos, bewegend und sehr sehr schön, die Begleitung ist großteils aufs Nötigste (aber Effektive!) beschränkt, aber variabel, wechselt auch innerhalb der Stücke, getragen von Gitarre, Orgel (Harmonium?), Geige und Viola, mal Piano oder Drehleier (mehrfach attraktive Drone-artige Sounds!). Das Ergebnis sind ausnahmslos exzellent Songs, darunter absolut faszinierende wie Wandering Boy (getragen und tief berührend, packend und spirituell angehaucht), Our Lady´s (9 Minuten in slow motion inkl. langem Trance-Instrumental-Teil, getränkt von Melancholie), die beide besagte Drone-Sounds verwenden, oder die sehnsuchtsvolle Ballade Old Enough, die eine wundervolle Stimmung verbreitet. Eine langsame Gangart und/oder melancholische Note bevorzugt sie auch anderswo, manches klingt regelrecht „nackt“, mal ein wenig meditativ, und trotz des Bezugs auf alte Zeiten irgendwie doch wieder zeitlos. Auffällig übrigens, wie unterschiedlich die Gitarre klingt, schon der Anschlag. Insgesamt ein großartiges Album! (detlev von duhn)
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