Our Native Daughters - Songs Of Our Native Daughters
Rezension
Alison Russell & Amythist Kiah & Leyla McCalla & Rhiannon Giddens
Auf allen Ebenen bewegendes, zutiefst berührendes Projekt von vier verschiedenen Musikerinnen-Persönlichkeiten, die nicht allein das gemeinsame Banjo-Spiel eint. Auf Initiative von Rhiannon Giddens fanden sich Amythyst Kiah, Leyla McCalla und Allison Russell zusammen, um die immer noch unendliche Geschichte der Diskriminierung, des Missbrauchs, der Versklavung afroamerikanischer Frauen aus weiblicher Sicht aufzuarbeiten, wobei die aus vielerlei Wurzeln gespeiste musikalische Umsetzung mitunter als schwacher akustischer Trost für die Schrecken in den Worten dienen muss. Dennoch gelingt es den vier Sängerinnen und Saitenspielerinnen, die Jahrhunderte der Unterdrückung in allen nur erdenklichen Ausformungen so beherzt und voller Mitgefühl darzureichen, so ehrlich emotional und auch musikalisch reif, dass die 13 häufig auf historischen Texten fußenden, zum größten Teil originalen Songs gleichzeitig als Anklage, als Anregung zum Nachdenken und als Zeichen zum Aufbruch wirken. Bei aller tiefgründigen Ehrlich- und Ernsthaftigkeit aber bleiben die vier Grenzwanderinnen nicht zuletzt auch großartige Interpretinnen des eigenen und des tradierten Liedguts, und so gelingt ihnen das schmerzlich schöne Wunder, die verbale Wut und Wucht akustisch so mitreißend und vielfältig aufzuarbeiten, dass nicht nur der kritisch erzogene Konsument von der durchweg handgemachten, vorwiegend karg arrangierten, sämtliche vokale Varianten der vierstimmigen Besetzung nutzenden Wurzelstoff-Sammlung zwischen Folk- und Swamp-Blues, erdigem Blues-Rock, Zydeco und frühem Rhythm'n'Blues, Country-Folk und Americana, Reggae und schillerndem Highlife auch musikalisch mitgerissen wird. Vom Smithsonian Folkways-Label auch optisch wertig dargereicht und von einem gerade für weiße Männer höchst lehrreichen 36-Seiten-Booklet begleitet. (cpa)