Timesbold: Ill Seen Ill Sung - Hilfe
hilfe

Timesbold - Ill Seen Ill Sung

Cover von Ill Seen Ill Sung
Timesbold
Ill Seen Ill Sung

Label Glitterhouse Records
Erstveröffentlichung 15.02.2008
Format CD
Lieferzeit 1 – 3 Werktage
Preis 8,95 € (inkl. MwSt. zzgl. Versand)
Rezension

Welt, da gibt’s noch so ein paar Dinge, die ich nicht verstehe. Wie klingt das Klatschen einer Hand? Woran starb Edgar Allan Poe? Wie zur Hölle funktioniert Cricket? Was ist der Sinn von Liebeskummer? Wer kam auf die Idee, Wölfe zu domestizieren? Und wieso bitte sind Timesbold nicht spätestens seit „Eye Eye“ größer als Russland?
Nächste Chance, liebe Welt: „Ill Seen Ill Sung“. Nach „Timesbold“ und „Eye Eye“ drittes Werk der Brooklyner Band, die Anfang 2001 Licht und Schatten der Welt erblickte. Zu Beginn noch ein Ventil des Hauptsongwriters/Sängers Jason Merritt (zuvor, währenddessen und weiterhin solo unter seinem Pseudonym Whip aktiv) hat sich die fünfköpfige Besetzung seit dem Zweitwerk als Band zusammengefunden. Sie leben zwar nicht in der gleichen Stadt, aber die treffen sich manchmal und hauchen ihren Liedern Leben ein. Leben, das sie zu unverwechselbaren Timesbold-Liedern macht.
Schon traditionell mit wunderbarem Artwork, weiser Dichtkunst und wissender Musikalität ausgestattet, besticht das abermals von den Bandmitgliedern selbst aufgenommene und produzierte „Ill Seen Ill Sung“ durch dichterische und kompositorische Klasse. Sänger Jason Merritt gibt uns wieder kleine leise Rätsel auf, Melancholie mit scharfen Kanten, verpackt in poetische Texte. Erzählt wird von all den kleinen unsichtbaren Narben, all den Wegen, gegangen und gemieden. Und immer wieder von der Unzulänglichkeit der Sprache. Auf die allein er sich hier aber wahrlich nicht verlassen muss.
Timesbold schaffen es, auch noch dem ausgefallensten und überbordendsten Instrumentarium jegliche pompöse Opulenz zu nehmen. Neben Harfe und Theremin, Weinglas und Säge haben sie bereits Ofenrohre und Rucksäcke zum Klingen gebracht. Und alles fügt sich wie Hiob, ergänzt sich wie ein Sudoku. Im Stile Brian Wilsons haben es Timesbold geschafft, möglichst viele Instrumente in ihren Sound zu integrieren, um einen zunächst unkategorisierbaren, sehr eigenen Sound zu schaffen, der den Hörer mit der vollen Wucht der Zartheit trifft. Musik für alle, die Ohren haben um zu sehen.
Wer jetzt unbedingt Vergleiche haben will: erinnert sich noch jemand an den Kammer-Folk von Lullaby For The Working Class? Und natürlich Will Oldham in all seinen Verkleidungen und Jason Molina mit und ohne Songs: Ohia und Magnolia Electric Co. – mit Jason Merritt und Timesbold auf absoluter Augenhöhe. (rh)
"Wenn von Timesbold die Rede ist, wird immer wieder gern auf Will Oldham verwiesen oder auf Jason Molina (Songs:Ohia, Magnolia Electric Co.) - auch als dem Schubladendenken eher abholder Rezensent kommt man nicht umhin, derlei Vergleiche abzunicken, und gleich noch ein paar andere Referenzen zu bemühen: The Band beispielsweise. Oder Mercury Rev. Es ist das Wunderliche, das Schrullige, das einen auf Anhieb begeistert, dieser unbedingte Wille, eine eigene Klangsprache zu finden, und diese herrliche Lässigkeit, die auf alles Überambitionierte pfeift. Schon der Opener „Old Hannah“ zieht einen mit seiner Mischung aus Big-Pink-Grooves, ausgefuchstem Storytelling und poetischer Kunstfertigkeit unweigerlich in seinen Bann. Einer, der Zeilen wie „I can write you letters like the alphabet's gone berserk. And yonder lurks the sun and the day is getting done“ zu schreiben vermag, ist wahrhaft zu Großem fähig. Song für Song für Song führen uns Jason Merritt und die Seinen mitten hinein in eine Zwielichtzone aus Banjo-Zings und Piano-Plings, singenden Sägen und sägenden Gitarren, verhallten Stimmen und fernen Schreien, aus zerschossenen Country-Moritaten und nachtschwarzen Folk-Fantasien. Da brechen sich Momente kammermusikalischer Intimität an Klangwänden von Phil Spector'schem Ausmaßen, da verlieren sich grandiose Melodien in kurzen, aber heftigen Lärmeruptionen – und doch fällt immer wieder alles an seinen Platz, fließt, mäandert, ordnet sich indes allzeit dem Song unter. ILL SEEN ILL SUNG - ein Wunder. Die Tunes - pure Magie. Wobei das wie ein Karussell kreiselnde „Fencepost“ als Erstes unter Gleichen gelten mag: „I'd bet you all the pigeons in my city and I'd bet you the shoes upon my feet that if it rains tonight I will fall from the sky and I may finally get to dream a dream.“ Dream on, Jason, dream on." (Musikexpress. 5 Sterne)

noch mehr von Timesbold