Jim White - Mama Lucky: Permanent Stranger
Rezension
Während der ersten Touren von Jim White stellte sich bei einem der Gigs ein junger Mann aus Seattle vor und sagte, er sei ein Fan von Jims Debütalbum "Wrong Eyed Jesus". Es stellte sich heraus, dass dieser junge Fan ein Musiker, Toningenieur und Produzent namens Tucker Martine war. Tucker würde sich in den kommenden Jahren zu einem Grammy-nominierten Produzenten entwickeln und mit Acts wie The Decemberists, Bill Frisell, Sufjan Stevens, Laura Veirs und vielen anderen zusammenarbeiten.
Von Anfang an entwickelten Tucker und Jim eine musikalische Freundschaft, und als Jim seinen Wunsch erwähnte, ein Nebenprojektalbum mit obskuren Songs aufzunehmen, die er geschrieben hatte und die nicht wirklich zu seinem Hauptwerk passten, sprang Tucker ein und bot seine Dienste unentgeltlich an. Daraufhin flog Tucker in Jim"s Heimatstadt und die Aufnahmen begannen. Das Endergebnis war "Permanent Stranger", aufgenommen unter dem Bandnamen Mama Lucky. Sie engagierten die Panhandle-Blues-Legende Linda Delgado für den Gesang, sowie eine Anzahl lokaler Musiker. Dann nahm Tucker die Tracks mit nach Seattle und arbeitete weiter daran, unterstützt von einem Team aus herausragenden Studio-Künstlern wie Eyvind Kang und Steve Moore.
Das Endergebnis war eine verträumte Sonic-Freakshow. Wir reden hier vom Jahr 2009. Permanent Stranger sollte das fünfte Album von Jim White werden, direkt nach "Transnormal Skiperoo" aus dem Jahr 2007. Die Platte wurde jedoch aus verschiedenen Gründen nie veröffentlicht und geriet so in den Bereich mythologischer verlorener Aufnahmen. Daher ist JukeJoint500 stolz, dieses Meisterwerk wiederbeleben zu können! Weil wir Jim White lieben!
Und so hört's unser Rezensent:
Der Gesang klingt auf spezifische und gleichzeitig unterschiedliche Weise sehr ausdrucksstark, die verwendete Instrumentierung ist vielfältig (und teilweise schwer bestimmbar): Akustische Saiten (nicht nur Gitarre), Viola und Geige (?), Synthie, Glockenspiel, Piano, Vibrafon, Piano, Pedal Steel, Trompete und Posaune, Bass, E-Gitarre, Berimbau, Orgel, Melodica (?), und wohl mehr. Zu seinem Gesang gesellt sich manchmal ein Chor, zudem gestiert Linda Delgado. Dementsprechend vielfältig geht es zu: Eine sehr spezielle Art von Songwriter-Folk (vielleicht entfernt mit Simon Joyner vergleichbar, gehaltvoll und gegen den Strich gebürstet bzw. effektvoll unkonventionell; oder eher Bill Callahan verwandt), Roots-Pop in unbestimmter individueller Form, Roots Rock in Groove (vielleicht T Bone Burnette oder Joe Henry meets Tom Waits in skelettiert??), multipel rootsy in dezent spooky, ansteckende Gospel-Elemente in ausgesprochen eigener Interpretation, ein Hauch Afrika trifft auf R´n´B-Spuren in unaufdringlichem/lockerem Groove, aktuellere Beats in relativ modernem Songwriter-Sound unter verquerem R´n´B-Einfluss, oder inklusive Jazz-Infusionen, zwischendurch mal ein bisschen psychedelisch und eine Spur Tribal-artig (Spookiness auch hier). Das alles in wechselnder Stimmung und Dichte der Arrangements, ob schwebend, licht und wundervoll leichtfüßig (in partieller und punktueller Schräglage), relaxt/ruhig schaukelnd mit vielen Feinheiten, beinahe hypnotisch fließend, sparsam und relativ unbehauen, sehr schön federnd, eindringlich und intensiv… Exzellentes Werk, gut, dass es jetzt allgemein zugänglich ist! (detlev von duhn)
Tracklisting
1. The Monster Song< |
>2. House Of The Unknown< |
>3. These Are My Tattoos< |
>4. Where Would I Be?< |
>5. Something Is Out There< |
>6. Mighty Mountain< |
>7. No One Is Who I Am< |
>8. Driving in Texas< |
>9. Palm Of My Hand< |
>10. Why Oh Why |
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