Immanuel Wilkins - Blues Blood
Rezension
Er gehört zu den (verblüffend vielen) absolut herausragenden Musikern der „neuen“ insgesamt schon ziemlich fabelhaften Jazz-Generation in den USA, aber auch England, Südafrika, Deutschland, die in den ungefähr letzten 10 Jahren für reichlich tolle Alben sorgte. Dies ist die dritte LP unter seinem Namen. Sogar der „Spiegel“ opferte vor kurzem eine knappe halbe Seite. Eine Besonderheit hier: Die meisten Stücke (abgesehen von ein paar kurzen Miniaturen) integrieren exzellente Sängerinnen (darunter die bestechende Cecile McLorin Salvant). Stilistisch arbeitet Wilkins relativ ungebunden, manches lässt sich grob (wenigstens teilweise, partiell in diversen Kombinationen mit anderen Richtungen) ins weite Feld des „Post Bop“ eingliedern. Mehrfach agieren die Musiker (bzw. auch de jeweilige Sängerin) auf sehr reizvolle Weise auf mehreren Tempo-Ebenen zugleich, ob angenehmst leichtfüßig federnd mit gewisser Sogwirkung, kontrastreich mit geringem Gospel-Input oder wuselig, agil und rhythmisch vertrackt. Anderswo wird ganz reduziert, luftig, punktierend und extrem delikat musiziert (samt einem indisch-arabischen Hauch), oder freigeistig und rhythmuslos/schwerelos/mehrschichtig klangmalend (wunderschön, diffizil, spirituell, auch die Vocals, ein Highlight!), in starkem Kontrast dazu gleich anschließend voller Rasanz, um dann jedoch filigran/feinfühlig weiterzumachen, zunächst mit einem Hauch (weiterentwickeltem) Geist der 70er beseelt, anschließend weiteren World-Spuren folgend, in dezentem leicht groovendem fast hypnotischem ruhigem Flow, gegen Ende führt ein Sax-Feature (und nur das!) in Free Jazz-Terrain (auch dies ist eine gloriose Nummer, total faszinierend! Nicht unähnlich klingt übrigens das folgende Stück). Hinzu kommen ein völlig zurückhaltender Track, ein halb-freier spiritueller und der 11-minütige Titeltrack: Beweglicher Post Bop in der Tradition der späteren 60er aber auch zeitgenössisch, später leicht unter World Music-Einfluss plus so avancierte stark aktualisierte Neo-Fusion-Elemente (in gut), schließlich Blues. Und irgendwie entwickelt das Album nach und nach einen nicht endenden Fluss, wie eine Geschichte (auf die wiederum sich konzeptuell einiges bezieht schwarze Geschichte). Klare Empfehlung! (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
Universal Music GmbH
Mühlenstr. 25
10243 Berlin
Germany
info@universal-music.de
Tracklisting
1. Matte Glaze< |
>2. Funmi< |
>3. Motion (feat. June Mcdoom)< |
>4. Everything (feat. Esi Sumbry, Ganavya)< |
>5. Air (Interlude)< |
>6. Dark Eyes Smile (feat. Cécile Mclorin Salvant)< |
>7. Apparition< |
>8. Assembly (Interlude)< |
>9. Afterlife Residence Time< |
>10. Moshpit< |
>11. Set! (Interlude)< |
>12. If That Blood Runs East (feat. Yaw Agyeman, Chris Dave)< |
>13. Your Memory (Interlude)< |
>14. Blues Blood |
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