Ezra Collective - Dance, No One's Watching
Rezension
Die 3. LP der Überflieger aus London (kürzlich mit der prestigeträchtigsten Auszeichnung in England geehrt, dem Mercury Prize, als erste Jazz-orientierte Band überhaupt). Einer der Band spielt seit langem live bei den Gorillaz, weitere Mitglieder z.B. mit Nubya Garcia oder Tony Allen. Nach dem großartigen Vorgänger war ich sehr gespannt, und es gibt Veränderungen (wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt): Weit weniger Reggae-Anteil (eigentlich nur einmal wirklich), klar mehr Nigeria (Afro Beat natürlich), doch selten pur, mehr 70er-Elemente insgesamt (die allerdings nie dominieren), wohl auch verstärkter Funk-Einfluss, oder? Das gemeinsame/verbindende Element fast aller Stücke (abgesehen von 4 ruhigeren jeweils ganz kurzen Interludes mit Streichern im Vordergrund) ist wie gehabt der (großteils packende!) Groove (sogar wenn der Track ausnahmsweise ganz und gar auf atmosphärische Tasteninstrumente ausgerichtet wird, ohne die obligatorischen Bläser und E-Gitarren), freilich in vielfältiger Form: Modern Beats mit Club-Affinität, gar mal House- oder Hip Hop-Annäherungen, gern natürlich unwiderstehliche funky Afro Beat-Tendenzen (mal ganz schön pur wirkend, mal in Kombination mit dezent modernerer Rhythmik), in tanzbarem Neo-Soul (in enorm ansteckend) verpackt (ziemlich wenig Jazz-Anteil), Groove-Jazz relativ klassisch bzw. ein nur wenig von den 70ern abweichender toller afro-kubanischer Drall, in gemächlicher Gangart (nicht ohne Ähnlichkeiten mit dem Fusion Jazz der mittleren 70er)… Die jeweiligen stilistischen Einflüsse der Tracks sind vielfältig, es ergibt sich eine Vielfalt an Stilmixen, beispielsweise: Offener Jazz (inklusive einer Art Früh-70er Proto-Fusion) meets West-Afrika (von Highlife bis Afro Beat); modernerer Groove Jazz + Funk + Afro Beat, mit und ohne Funk-Spritzer; eine groovende R´n´B-Jazz-Afrika-Melange; Rap-Jazz-Funk in wechselnder Schwerpunktsetzung. Wobei mehrfach ein E-Piano (resp. die Keyboards) dem Früh-70er-Electro Jazz nicht unähnlich klingen (z.B. Herbie Hancock dieser Zeit). Ein großer Teil der (immer wieder erfrischend starken) Melodik geht auf das Konto der exzellenten (und präzisen) Bläsersätze. Und das Tempo wird vornehmlich hoch gehalten. Erst die letzten beiden Nummern weichen klar vom Weg ab: Ein Piano-Solo-Ausflug, ruhig, sehr schön und relativ eigen, nicht ohne dramatische Effekte. Und das überwältigende „Everybody“, der Groove steht hier nicht im Vordergrund, verschwindet phasenweise ganz, starke Kontraste beleben massiv, die Melodik nimmt total gefangen, absolute Klasse! Klare Empfehlung, beileibe nicht nur für Jazz-Fans. (detlev von duhn)
Tracklisting
1. Intro< |
>2. The Herald< |
>3. Palm Wine/cloakroom link up. (Act 1)< |
>4. God Gave Me Feet For Dancing (feat. Yazmin Lacey)< |
>5. Ajala< |
>6. The Traveller/in the dance. (Act 2)< |
>7. N29< |
>8. No One's Watching Me feat. Olivia Dean/our element. (Act 3)< |
>8. Hear My Cry< |
>10. Shaking Body< |
>11. Expensive< |
>12. Streets is Calling (feat. M.anifest and Moonchild Sanelly)< |
>13. lights on. (Act 4)/Why I Smile< |
>14. Have Patience< |
>15. Everybody |
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