James Brandon Lewis Quartet - Transfiguration
Rezension
24er. Er lässt einfach nicht nach und bringt eine grandiose Platte nach der anderen heraus, und das in ziemlich kurzen Abständen. Wieder im Quartett mit Aruan Ortiz (Piano), Brad Jones und Chad Taylor (wie bei den gleichfalls superben LPs Molecular und Code Of Being) 4 Musiker von überragender Qualität (was schon deren Werdegang belegt, Jones z.B. spielte u.a. mit den ganz Großen Ornette Coleman und David Murray).
Am stilistischen Mix hat sich wenig verändert, eine spezielle und sehr variable Art Post Bop mit mal mehr, mal weniger freien Elementen (respektive „Free Bop“), rhythmisch immer wieder immens stark und nicht vorhersehbar (vielschichtig und komplex mit polyrhythmischer Struktur, kantig mit ständigen massiven Akzentuierungen, agil und wuselig, ansteckend leichtfüßig und beschwingt tanzend mit Latin-Note, ein enormer Drive, raffiniert bis elegant und packend groovend respektive unterschwellig eine Spur funky), meist melodisch gehaltvoll bis absolut bestechend, jeweils mehrfach Einflüsse von/Parallelen zu John Coltrane (kurz vor seiner Free-Phase) oder David Murray, mitsamt modalen Schwerpunkten. Alles, wirklich alles, brillant gespielt, famose Soli aller (allein Lewis´ Sax besitzt so variationsreiche wie berauschende Qualitäten, ob in kurzen rasanten Tonkaskaden, eruptiven Attacken, langgezogenen Linien, poetischer Grandezza oder in hinreißender Zwiesprache mit dem Piano, das auch in eigenen Features fabelhaft agiert), glänzende Interaktionen.
Die Ausführung pendelt zwischen diffizil und feinst austariert, freisinnig in ruhiger/getragener Form, ausgesprochen weit avanciert und ereignisreich, einer aus relativ entspannten Anfängen beständig intensivierten immer dringlicher werdenden Entwicklung, einem Wechsel von feinziseliertem Spiel und souveräner Power (das Tempo beibehaltend). In einzelnen Stücken begeistern mich außergewöhnliche rotierende Melodien, „gehackte“ Phrasen des Saxofons im Kontrast zu geschwungenen weicheren, suggestive dezent repetitive tolle Motive, ein unwiderstehliches perfekt verwobenes Sax-Piano-Motiv am Ende eines von dynamischen Breaks geprägten Tracks.
Das Beste kommt zum Schluss: Eine überwältigende hymnische und spirituell angehauchte dabei melodisch wunderschöne (und variierende) Free-Grandezza (die anfangs gar für Sekunden einen Hauch Klassik bereithält, bruchlos in Free Jazz integriert), gegen Ende zu einer nunmehr rhythmisch greifbaren Ballade mutierend, mit anderer aber ebenso hinreißender Melodie. Ein Traum. Ganz große Empfehlung. (detlev von duhn)
Tracklisting
1 Transfiguration 7:04< |
>2 Trinity Of Creative Self 7:03< |
>3 Swerve 6:04< |
>4 Per 6 9:12< |
>5 Black Apollo 7:14< |
>6 Empirical Perception 7:56< |
>7 Triptych 6:03< |
>8 Elan Vital 5:33 |