Carlos Nino & Friends - Placenta
Rezension
Wie so oft bei ihm spüre ich eine tiefe Humanität, eine enorm friedvolle Ausstrahlung. Feinziselierte, filigrane, oft leise ja zarte Percussion-Gespinste (inklusive ähnlich gelagerte Drums, oder Gongs) und in allen Farben schillernde glitzernde fantasievolle Synthies (bzw. Guitar-Synth) spielen die größte Rolle, nur bei einigen Stücken verwendet er Sax, Trompete oder Flöte (teils frei umherstreifend, teils motivisch/melodisch), einmal (sehr prominent) auch Akkordeon. Rhythmisierungen erfolgen (wenn überhaupt) meist in ausgesprochen losem Rahmen, respektive von klar erkennbaren Metren befreit, oder afrikanisch beeinflusst, gelegentlich wirkt die Musik schwebend, bzw. behutsam an- und abschwellend, die agileren Phasen besitzen gern eine verspielte Note, sind für gewöhnlich dennoch zurückhaltend. Vieles klingt sehr ruhig, wunderbar friedlich, kontemplativ, beinahe meditativ, immer wieder! Auf irgendwie freigeistiger Grundlage, die sich eh bei ihm so oft manifestiert. In 1,2 Fällen aber kurzzeitig (und gleichzeitig!) auch ein bisschen unheimlich bis abgrundtief. Die Jazzeinflüsse halten sich in Grenzen (heißt: Fehlen hier, werden etwas verstärkt dort), eine singuläre Art von Afro-Avantgarde macht sich mehrfach breit, mitsamt „Jungle-Flair“ (oder: „Futuristischer Dschungel“, inklusive Vögel- oder Regen-Samples), bei zwei Stücken bin ich mir sicher, Sun Ra-Inspirationen zu hören (auch wenn der nie direkt so klang): Eins davon wird von Orgeln dominiert (die taucht sporadisch auf), im zweiten erzeugen die Synthies zwischen enervierend und gravitätisch wechselnde Stimmungen (im freien Avantgarde-Kontext). Es gibt hinreißende wunderschöne Momente, auch lyrisch anmutende, zwischendurch dachte ich kurz an die „kosmischen Kuriere“ der deutschen Früh-70er-Elektronik-Szene, anderswo wird partieller Rhythmisierung mit experimentellen Afro-Anleihen ein melodisches sanft-poetisches Jazz-Sax-Feature gegenübergestellt, einer der 2 lebhaftesten Tracks (ein sehr langer) zelebriert „Free-Electronic-Jazz-Avantgarde“ (wobei vor allem in den letzten Minuten Motive/Melodien ankern). Und zwei Stücke würde ich als „Space-Electronica“ bezeichnen, das eine (ausnahmsweise) von relaxten Modern Beats unterlegt, das andere, teils harmonisch umhüllend, teils Avantgarde in sanft, evoziert wieder diese Regenwald-Atmosphäre. Sehr außergewöhnlich, in der richtigen Stimmung genossen, exzeptionell. (detlev von duhn)
Angaben zur Produktsicherheit
Herstellerinformationen
K7 Music GmbH
Gerichtstr. 35
13347 Berlin
Deutschland
www.k7.com
Review
Placenta is the fourth collection of broadly imaginative and highly collaborative Carlos Niño & Friends music released on International Anthem since 2021. But perhaps more notably for the zeitgeist of today, it is the first new music to be released by Carlos Niño & Friends following the November 2023 release of André 3000"s New Blue Sun - an album which Carlos produced alongside André, while co-writing, performing, and co-mixing every song. The announcement of Placenta also comes while Carlos is in the middle of tours with André to support New Blue Sun, where Carlos wields an immense presence as music director, bandleader, and percussionist, and performs alongside many of the same musicians that are present on his recent & Friends albums, including this new one.
Tracklisting
1. Love To All Doulas!< |
>2. Some Rest For The Midwives< |
>3. Real Vital Organs< |
>4. Surges, Expansions< |
>5. In Appreciation Of Chico Hamilton's Vast Influence On T< |
>6. Birthworkers Magic, And How We Get Hear< |
>7. This "I" Was Not< |
>8. Placenta, Nourishment, New Home, The Galaxy< |
>9. Carla's Beads< |
>10. Moonlight Watsu In Dub< |
>11. Generous Pelvis< |
>12. Bi-Location< |
>13. Play Kerri Chandler's RAIN |
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